Auf den ersten Blick scheint die Sache klar zu sein. Forscher in Japan haben detaillierte Datensätze zum globalen Waldbestand in den Jahren 1960 bis 2019 ausgewertet. Dabei waren zwei gegenläufige Trends zu beobachten: Während in den meisten reicheren Ländern die Entwaldung gestoppt werden konnte und sich die Zahl der Bäume sogar wieder erhöht hat, gehen in den ärmeren Ländern der Tropen immer noch jedes Jahr gewaltige Flächen verloren. Verantwortlich dafür ist neben der Holzindustrie auch die Landwirtschaft und der Bergbau. Die in den 1990er-Jahren entwickelte „Forest–Transition“-Theorie, der zufolge es einen engen Zusammenhang zwischen der sozioökonomischen Entwicklung eines Landes und der Entwicklung des Waldbestandes gibt, scheint sich somit zu bestätigen. Demnach sorgt wirtschaftliche Entwicklung auf niedrigem Niveau zunächst dafür, dass mehr Wälder gerodet werden. Ab einem bestimmten Punkt in Sachen Wohlstand tritt dann aber der gegenteilige Effekt ein und die Waldflächen nehmen wieder zu.


Viele Waldflächen werden für Exportprodukte gerodet

Soweit die Theorie hinter den Zahlen. Die Forscher sprechen daher auch von einem Netto-Waldverlust. Also die Summe aus den verloren gegangenen Flächen minus den neu hinzugekommenen Wäldern. Hier erreichten zuletzt Indonesien, Brasilien, die Demokratische Republik Kongo, Myanmar, Paraguay und Kolumbien die höchsten Werte. Besonders bedenklich: Die Entwicklung beschleunigte sich in den letzten Jahren noch einmal stark. Eine reine Schuldzuweisung an die ärmeren Länder greift aber zu kurz. Denn vielfach kommen die Industrieländer nur deshalb auf so gute Werte, weil sie flächenraubende Tätigkeiten in ärmere Länder ausgelagert haben. Konkret wurden in den Jahren 1972 bis 2019 rund 170 Millionen Hektar Wald in ärmeren Ländern für die Produktion von Exportprodukten gerodet. Lange Zeit legten die Abnehmer hier auch keinen besonders großen Wert auf das Thema Nachhaltigkeit. Dies hat sich in den letzten Jahren allerdings geändert, so dass zumindest die Hoffnung auf Besserung besteht.


Wälder sind die grüne Lunge unseres Planeten

Die Ergebnisse der Analyse sind vor allem deshalb von Bedeutung, weil sie aufzeigen, wo Problemlösungen ansetzen müssen. Es geht vor allem darum, die Schwellen- und Entwicklungsländer bei einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung zu unterstützen. Dies dürfte zwangsläufig mit höheren Kosten bei einigen Produkten einhergehen. Gesamtwirtschaftlich gesehen dürfte es sich aber trotzdem um ein lohnendes Geschäft handeln. Denn Wälder stellen so etwas wie die grüne Lunge unseres Planeten dar. Unter anderem nehmen sie auch große Mengen an CO2 auf. Theoretisch können Aufforstungen so sogar zu negativen Emissionen führen – was beim Kampf gegen den Klimawandel sehr helfen würde. Aktuell bewegt sich die Welt hier aber noch in die falsche Richtung. Mit möglicherweise fatalen Folgen: Der Amazonas-Regenwald beispielsweise könnte irgendwann zumindest teilweise zur Savanne werden, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird.

Via: EcoWatch

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