Experten empfehlen schon seit einiger Zeit, Kleinkinder nicht zu lange vor dem Fernseher sitzen zu lassen. Denn Langzeitstudien haben gezeigt, dass dies die verbale, soziale und emotionale Entwicklung beeinträchtigen kann. Es gibt zudem Hinweise auf schwächere zukünftige schulische Leistungen. Forscher haben nun eine zweite mediale Beschäftigung für kleine Kinder unter die Lupe genommen: Speziell entwickelte Tablet-Spiele. Diese unterscheiden sich in einigen wichtigen Punkten vom klassischen Fernsehschauen. So sind die Spiele interaktiv und fordern von den Spielern eine Vielzahl an Tätigkeiten ein. Dies kann die motorischen und sensorischen Fähigkeiten trainieren. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Um in den Spielen voranzukommen, müssen die Spieler zudem auf sensorisches Multitasking zurückgreifen. Es gilt also eine Vielzahl an Reizen zu erfassen und gezielt zu priorisieren.


Normalerweise erfasst der Mensch zunächst den Wald

Forscher der Eötvös Lorand Universität in Budapest haben sich nun die Frage gestellt, ob die dabei entwickelten Fähigkeiten Einfluss auf die Wahrnehmung der Kinder haben. Konkret geht es um lokale beziehungsweise globale Muster. Normalerweise gehen Kinder hier genauso wie Erwachsene vor: Sie erfassen zunächst das große Bild und achten erst später auf Details. Dies gilt sogar dann, wenn Menschen sich bewusst auf die Details konzentrieren. Diese Fähigkeit hilft dem Menschen, die Welt und ihre Zusammenhänge zu erfassen. Man sieht im besten Fall also zunächst den Wald und dann die einzelnen Bäume. Um aber bei den Tablet-Spielen erfolgreich zu sein, ist genau die gegenteilige Fähigkeit gefragt: Es müssen vor allem die Details schnell erfasst und verarbeitet werden. Für ihre Studie haben die Forscher nun Wahrnehmungstests und psychologische Experimente bei Kleinkindern durchgeführt.


Tablet-Spiele führten zu zwei signifikanten Veränderungen

Um auf aussagekräftige Ergebnisse zu kommen, wurden die kleinen Probanden in zwei Gruppen eingeteilt. In der einen befanden sich die Kinder, die häufig mit dem Tablet spielen. Als Kontrollgruppe dienten dann wiederum Kinder, die weitgehend ohne digitale Inhalte aufwuchsen. Als Ergebnis konnten die Forscher zwei signifikante Unterschiede feststellen: Zum einen erfassten die Tablet-Kinder tatsächlich Details schneller als die anderen Kinder. Im Gegenzug geriet allerdings auch das große Ganze etwas stärker aus dem Fokus. Oder wie es die Forscher ausdrückten: Es kam „zu einer Verschiebung der Aufmerksamkeitsverarbeitung vom Globalen zum Lokalen“. Außerdem hatten die Kinder mit den Tablet-Spielen größere Probleme sich in andere Personen hineinzuversetzen. Beide Beobachtungen wurden von den Forschern allerdings nur neutral festgestellt. Ob die Veränderungen positiv oder negativ sind, lässt sich hingegen bisher noch nicht abschließend beurteilen.

Via: Eötvös Lorand University

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