Bei medizinischen Notfällen gilt: Je schneller mit der Behandlung begonnen werden kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines positiven Ausgangs. In den meisten Innenstädten sind die Rettungssanitäter daher in der Regel innerhalb von wenigen Minuten vor Ort. Wer allerdings während einer ausgedehnten Bergwanderung einen Herzanfall erleidet, der muss unter Umständen deutlich länger warten. Denn selbst wenn er seinen exakten Standort übermitteln kann, müssen die Sanitäter erst einmal – mitsamt ihrer Ausrüstung – dort hingelangen. Die britische Firma Gravity Industries hat für ein solches Szenario nun eine technische Lösung entwickelt: Ein Jet-Suit mit einer Leistung von 1050 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern. Für den Auftrieb sorgen insgesamt fünf Schubdüsen: Jeweils zwei befinden sich an den Handschuhen, während eine am Rucksack befestigt ist.


Bild: Gravity Industries / Screenshot Youtube

Der Testflug dauerte rund neunzig Sekunden

Der Great North Air Ambulance Service (GNAAS) in Großbritannien zeigte grundsätzlich bereits Interesse an dem System. Dort sahen die verantwortlichen Personen den Bedarf, auch abgelegene und hügelige Regionen möglichst schnell zu erreichen. Allerdings waren sie sich nicht sicher, ob der Jet-Suit auch tatsächlich so funktioniert wie beworben. Deswegen kam Gravity-Gründer Richard Browning persönlich in den Lake District-Nationalpark. Dort wanderten zwei Spaziergängerinnen auf einen Berg und simulierten anschließend einen medizinischen Notfall. Daraufhin zog sich Browning den von ihm entwickelten Anzug über und war innerhalb von neunzig Sekunden bei den beiden Testpersonen. Zu Fuß hätte er Schätzungen zufolge eine knappe halbe Stunde benötigt. Selbst mit dem Helikopter wären die Rettungskräfte wohl erst nach zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten vor Ort gewesen.

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Zunächst wird der Jet-Suit mit dem Auto transportiert

Im Ernstfall hätte der Sanitäter mit dem Jet-Suit so beispielsweise bereits sehr zeitnah mit der Behandlung mit einem Defibrillator beginnen können. Allerdings sind keine außergewöhnlich langen Flugzeiten möglich: Spätestens nach rund fünf Minuten muss der fliegende Sanitäter wieder landen. Es dürfte daher in der Regel nicht möglich sein, direkt von der Rettungsstelle aus mit dem Jet-Suit zum Einsatzort zu fliegen. Stattdessen ist vorgesehen, dass der Sanitäter zunächst soweit wie möglich mit dem Auto fährt und erst dann das neuartige Flugsystem zum Einsatz bringt. Auch auf diese Weise könnte im Ernstfall aber wichtige Zeit gewonnen werden. Ganz neu ist der Ansatz allerdings nicht. Denn die Feuerwehr in Dubai setzt bereits seit einiger Zeit auf spezielle Jet-Packs. Diese sollen vor allem helfen, Brände in Hochhäusern möglichst direkt bekämpfen zu können.

Via: The Guardian

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