Auf dem Papier lesen sich die Ergebnisse der Weltklimakonferenz von Glasgow in diesem Jahr durchaus vielversprechend. So haben sich die Staaten verpflichtet, den Ausstieg aus der Kohle einzuleiten, ineffiziente Subventionen für fossile Energieträger zu streichen und die eigene Wirtschaft gemäß des 1,5-Grad-Ziels auszurichten. Das Problem allerdings: Zumindest in Sachen Kohleausstieg verläuft die Entwicklung aktuell in die falsche Richtung. So geht die Internationale Energieagentur IEA davon aus, dass in Sachen
Kohleverstromung in diesem Jahr ein neuer Rekordwert erreicht wird. Konkret wurde ausreichend Kohle für die Erzeugung von 10.350 Terawattstunden Strom verbrannt. Verantwortlich dafür ist den Angaben der Experten zufolge die schnelle wirtschaftliche Erholung im Anschluss an den Corona-Schock und der damit einhergehende Anstieg der Stromnachfrage. Aus Sicht des Klimaschutzes ist dies alles andere als eine gute Nachricht.


Kohle
Foto: Coal power-plant and oilseed rape, martin, Flickr, CC BY-SA 2.0

Der hohe Gaspreis machte andere Arten der Stromproduktion attraktiv

Allerdings müssen auch einige Einschränkungen gemacht werden. So handelt es sich nur um einen Rekordwert in absoluten Zahlen. Relativ betrachtet lag der Anteil der Kohle am weltweiten Strommix im Jahr 2007 schon einmal bei 41 Prozent. Für dieses Jahr werden hingegen nur 36 Prozent erwartet. Der weltweite Ausbau der Erneuerbaren Energien zeigt also durchaus Wirkung. Er schreitet nur nicht schnell genug voran, um auch die steigende Stromnachfrage zu befriedigen. So kann es zu der kuriosen Situation kommen, dass in absoluten Zahlen sowohl bei der Kohleverstromung als auch bei den Erneuerbaren Energien Rekordwerte erreicht werden. Verstärkt wird diese Zweiteilung noch durch die Tatsache, dass der Gaspreis in diesem Jahr unerwartet stark gestiegen ist. Dadurch haben andere Formen der Stromerzeugung an Attraktivität gewonnen. Auch abseits der Verstromung hat die Nachfrage nach Kohle in diesem Jahr zugenommen. Schätzungen gehen hier von einem Plus in Höhe von sechs Prozent aus.

Die Entwicklung verläuft teilweise stark gegensätzlich

Zu beachten ist aber, dass es sich um eine globale Betrachtung handelt. Erfasst werden also die Mittelwerte aus allen Staaten. Tatsächlich verläuft die Entwicklung allerdings sehr unterschiedlich. So hat Großbritannien den Ausstieg bereits fast geschafft und schon die letzte eigene Kohlemine dauerhaft geschlossen. Etwas anders sieht die Sache hingegen in einigen osteuropäischen Ländern aus. So basiert der Strommix etwa in Polen noch immer sehr stark auf der Verbrennung von Kohle. Das Land ignoriert sogar Urteilssprüche des Europäischen Gerichtshofs, um weiter Kohleminen im eigenen Land betreiben zu können. Ein gemischtes Bild ergibt sich hingegen aus den großen Schwellenländern. So haben Indien und China in den letzten Jahren die Erneuerbaren Energien stark ausgebaut – nicht zuletzt um die Smog-Problematik in den Griff zu kriegen. Gleichzeitig werden in beiden Ländern aber auch immer größere Mengen Strom benötigt, sodass ein radikaler Kohleausstieg keine Option zu sein scheint.


Via: Handelsblatt

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