Schon 1991, fünf Jahre nach dem Super-Gau, entdeckten Forscher im Tschernobyl-Reaktor einen schwarzen Pilz, der sich aktiv in Richtung der strahlungsstärksten Zonen ausstreckte. Am besten gedeiht er direkt auf den Resten des Reaktorblocks und er zeigt sich dort deutlich schwärzer als in umliegenden Bereichen. Der Pilz könnte in der Raumfahrt Anwendung finden oder im medizinischen Bereich.


Von Arne Müseler / www.arne-mueseler.com, CC BY-SA 3.0 de, Link

Strahlenfresser verwandeln Gammastrahlen in chemische Energie

Die schwarzen Tschernobyl-Pilze enthalten einen großen Anteil Melanin, denselben Stoff also, den unsere Haut zur Abwehr ultravioletter Strahlung nutzt. Darum sind sie derart dunkel gefärbt. Sie nehmen Gammastrahlung auf und verwandeln diese mit Hilfe des Melanins in chemische Energie, um ihr Wachstum anzukurbeln. Dieser Prozess nennt sich Radiosynthese und er gilt als Äquivalent zur Fotosynthese der grünen Pflanzen. Der Tschernobyl-Pilz hat sich im Reaktor verändert, genauer gesagt: Er hat mehr Melanin angereichert, um die erhöhte Strahlung besser nutzen zu können. Er scheint Radioaktivität geradezu zu lieben und gedeiht prächtig, wenn diese in direkter Nähe ist.

Pilz soll längere Weltraumreisen möglich machen

Der Pilz darf nun auch in der Internationalen Raumstation wuchern, um ihre Hülle gegen eindringende Strahlung aus dem Weltraum zu isolieren. Denn dort oben ist die Strahlung sehr viel höher als unten auf der Erde. Weltraumreisen wären unmöglich, wenn sämtliche Strahlung von außen zu den Astronauten dringen könnte, darum wäre der Radiosynthese-Pilz ein echter Joker in der Hand der Raumfahrer. Er hat im Einsatz bereits gezeigt, dass er sehr anpassungsfähig ist und auf äußeren Stress reagiert.


Die Notwendigkeit, sich gegen Radioaktivität zu schützen, tritt aber nicht nur im Weltall auf, sondern auch dort, wo wir Menschen mit beiden Beinen auf solidem Erdboden stehen. Der Pilz-Dämmstoff wäre auch in der Strahlentherapie höchst willkommen, um Krebspatienten besser zu schützen. Auch Mitarbeiter in Atomkraftwerken könnten von ihm profitieren. Richtig spannend wird es bei der Idee, den strahlenfressenden Pilz einzusetzen, um Radioaktivität in Bio-Strom zu verwandeln. All diese Nutzungsmöglichkeiten werden derzeit von Wissenschaftler weiter verfolgt.

Quelle: stern.de

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