Verhütung ist ein relativ persönliches Thema. Das in festen Beziehungen vorrangig der Frau überlassen wird. Verwunderlich ist das nicht unbedingt, schließlich stehen für Frauen deutlich mehr Alternativen zur Verfügung als für Männer. Vor allem, wenn man in der Beziehung auf Kondome verzichten will, wird es eng. ForscherInnen aus den USA konnten nun ein nichthormonelles, oral verabreichtes Verhütungsmittel für Männer erfolgreich an Mäusen testen. Es könnte bald also eine gängige Alternative für Verhütung seitens des Mannes geben.


Nichthormonelle Verhütung für Männer

Die Antibabypille für Frauen kam in den 1960ern auf den Markt und erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Diese Beliebtheit nimmt in den letzten Jahren zwar zunehmen ab, aber es gibt immer noch viele Frauen, die für Verhütung auf die Pille zurückgreifen. Einen entsprechenden Wirkstoff für Männer gab es lange Zeit nicht wirklich. Zwar wurden in jüngerer Vergangenheit Fortschritte mit Gels oder Pillen gemacht, die Testosteron oder andere Hormone blockieren, um die Bildung von Spermien zu verhindern, aber vor allem im nichthormonellen Bereich sieht es eher schlecht aus.


Abhilfe könnte nun von ForscherInnen der University of Minnesota kommen. Der dort entwickelte Wirkstoff zielt auf ein Protein namens RAR-α (RAR-alpha) ab, welches unter anderem eine Rolle in der Differenzierung von Zellen spielt – neben anderen auch der Differenzierung zu Spermien. Vorangegangene Forschungsarbeiten konnten bereits zeigen, dass die Deaktivierung von RAR-alpha bei Mäusen zu Sterilität führt.

Wirkstoff blockiert Spermienproduktion

Das Team untersuchte etwa 100 Moleküle auf ihre Fähigkeit hin, RAR-alpha in Zellen zu unterdrücken. Die Wahl der ForscherInnen fiel dann auf einen Wirkstoff namens YCT529, der das Protein etwa 500 mal stärker unterdrückte als andere RAR-Proteine. Es sollte daher wenn überhaupt nur leichte Nebenwirkungen geben.

Die WissenschaftlerInnen testeten den Wirkstoff dann, indem sie ihn männlichen Mäusen über einen Zeitraum von vier Wochen oral verabreichten. Die Spermienzahl der Tiere verringerte sich deutlich und das Medikament erwies sich als 99 Prozent effektiv, wenn es darum ging, Schwangerschaften zu vermeiden. Das Team konnte außerdem keine Nebenwirkungen beobachten. Die Behandlung ließ sich außerdem wieder rückgängig machen. Vier bis sechs Wochen nach dem Stopp der Behandlung waren die Tiere wieder in der Lage, Nachkommen zu zeugen.

Es gibt allerdings keine Garantie, dass die Ergebnisse auch auf Menschen übertragen werden können. Die ForscherInnen wollen noch Ende 2022 mit einer klinischen Studie beginnen, um diesbezüglich für Klarheit zu sorgen.

Andere potenzielle Verhütungsmethoden für den Mann zeigten bereits vielversprechende Ergebnisse in Phase-1-Studien. Diese waren allerdings hormonbasiert, wenngleich es nur vereinzelt zu Nebenwirkungen kam. Andere Ansätze blockieren Spermien durch Gelinjektionen oder zerstören sie mittels Ultraschall. Es wird also auf mehreren Ebenen an Verhütungsmitteln für Männer geforscht, sodass relativ zeitnah Alternativen zur Verfügung stehen sollten, mit denen die Verantwortung der Verhütung fairer verteilt werden kann.

via American Chemical Society

2 Kommentare

  1. Jan

    24. März 2022 at 22:26

    „[…] etwa 500 mal stärker unterdrückte als andere RAR-Proteine. Es sollte daher wenn überhaupt nur leichte Nebenwirkungen geben.“
    Diese Schlussfolgerung ist mir nicht ersichtlich. Wenn überhaupt ist bei einem stärker wirkenden Stoff mit mehr Nebenwirkungen zu rechnen. Hier fehlen also Randinformationen, die das schlüssig machen würden.

  2. Alexander Trisko

    25. März 2022 at 15:16

    Der Wirkstoff wirkt stärker dort, wo er wirken soll, nämlich an dem spezifischen RAR-Protein – und eben deutlich schwächer an anderen RAR-Proteinen, die im Körper vorkommen. Ich verstehe daher nicht ganz, worauf sich der „stärker wirkende Stoff“ bezieht. Stärker als was? Der Vergleich ist ja sozusagen „stoffintern“. Der Wirkstoff wirkt da, wo er soll, und da wo er nicht soll eben so gut wie gar nicht.

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