Dass Meere durchaus gewaltige Kräfte entwickeln können, ist schon seit langem bekannt. Sogenannte Wellenkraftwerke versuchen, diese Energie einzufangen und in nutzbaren Strom zu verwandeln. Ein anderer Ansatz besteht darin, das Auf und Ab des Meeres im Rahmen der Gezeiten zu nutzen. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass sich Ebbe und Flut sehr regelmäßig abwechseln. Die Stromproduktion lässt sich daher recht gut kalkulieren. Ein erstes Kraftwerk dieser Art wurde bereits in den 1960er Jahren in der Mündung des Flusses Rance in Frankreich errichtet. Ein flächendeckender Durchbruch der Technologie blieb in der Folge allerdings aus. Dies hat vor allem mit zwei Faktoren zu tun. Zum einen sorgen die Kräfte des Meeres nicht nur für viel nutzbare Energie, sondern sie stellen auch eine enorme Belastung für die eingesetzten Turbinen dar.


Bild: Orbital Marine Power

Vor den Orkneyinseln konzentriert sich viel Expertise

Zum anderen ist der Tidenhub nicht überall gleich hoch. Tatsächlich gab es weltweit nur sehr wenige Orte, an denen das Wechselspiel von Ebbe und Flut ausreichend stark war, um mithilfe eines Gezeitenkraftwerks relevante Mengen an Strom zu gewinnen. In die Natur kann man natürlich nicht eingreifen. Es ist aber durchaus möglich, die Effizienz und Robustheit der eingesetzten Turbinen zu verbessern. Genau dafür wurde vor den schottischen Orkneyinseln ein Testgebiet eingerichtet. Dort können neue Ansätze ausprobiert werden. Außerdem konzentriert sich dort einiges an Expertise in diesem Bereich. Beides gemeinsam soll dafür sorgen, dass es bei der Technologie der Gezeitenkraftwerke zu relevanten Verbesserungen kommt. Ein Beispiel dafür: Das jetzt ins Wasser gelassene größte Gezeitenturbine, die jemals gebaut wurde.

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Das Kraftwerk kommt auf eine Leistung von zwei Megawatt

Auf den Orkneyinseln selbst existiert allerdings keine Industrie, um solch große Turbinen zu produzieren. Die von der Firma Orbital Marine Power entwickelte Turbine namens Orbital O2 wurde daher in der schottischen Stadt Dundee zusammengebaut und anschließend rund 300 Kilometer in Richtung Norden geschleppt. Die Konstruktion verfügt über einen rund 74 Meter langen Rumpf. Daran wiederum sind zwei Rotoren befestigt, deren Flügel jeweils rund zwanzig Meter lang sind. Werden diese von der Kraft der Gezeiten angetrieben, reicht dies für eine Leistung von zwei Megawatt. Die an der Entwicklung beteiligten Ingenieure sind sich zudem sicher, dass das Gezeitenkraftwerk auch über eine gewisse Langlebigkeit verfügt. So ist aktuell geplant, die Turbine mindestens fünfzehn Jahre zu betreiben. Dabei sollen wichtige Erfahrungen gesammelt werden, um die Technologie weiter zu verbessern.

Via: Orbital Marine

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