Als es im Jahr 1986 zu einer Kernschmelze im Atomkraftwerk Tschernobyl kam, traten größere Mengen an Radioaktivität aus. Diese wurden mit dem Rauch in die Höhe getragen und kamen schließlich als radioaktiver Niederschlag in Nord- und Mitteleuropa an. Am heftigsten betroffen war allerdings das Gebiet direkt rund um das Atomkraftwerk. Die dort stehenden Nadelbäume allerdings erwiesen sich als Glücksfall. Denn sie fingen einen Teil der radioaktiven Partikel ab und bauten sie in ihr Holz ein. Genau dies könnte nun aber zum Problem werden. Der Hintergrund: In der damals eingerichteten Sperrzone wüten aktuell einige Waldbrände. Eine Studie aus dem Jahr 2014 beschäftigte sich bereits mit einer solchen Gefahr. Das Ergebnis damals: Würde rund die Hälfte des Waldbestandes in der Sperrzone abbrennen, könnte dies einen erneuten radioaktiven Niederschlag zur Folge haben. Foto: Tschernobyl Reaktor; Urheber Sven Teschke CC BY-SA 3.0 (VIA WIKIMEDIA COMMONS) Bei vergangenen Waldbränden wurden nur geringe Mengen freigesetzt Schon ein Jahr später hatten Forscher dann die Gelegenheit die Auswirkungen in der Realität zu beobachten. Denn damals brannte in der Sperrzone Wald auf einem Gebiet von 5.000 Hektar ab. Wissenschaftler des „Norwegian Institute for Air Research“ untersuchten anschließend, wo die dabei freigesetzten radioaktiven Partikel gelandet sind. Konkret gelangten den Berechnungen zufolge 3,8 Gramm Plutonium-239 und -240 sowie 3,3 Gramm Cäsium-137 in die Luft. Von anderen Radionukliden konnten ebenfalls kleinere Mengen nachgewiesen werden. Tatsächlich verbreiteten sich diese radioaktiven Elemente anschließend über weite Teile Osteuropas und gelangten sogar bis nach Norddeutschland. Die gute Nachricht allerdings: Die Konzentration des radioaktiven Niederschlags war selbst in den am stärksten betroffenen Regionen extrem niedrig. Zur Einordnung: Die Belastung bei einem Transatlantikflug liegt deutlich höher. Die Gefahr von Bränden in der Sperrzone nimmt zu Solange es sich also um einigermaßen lokal begrenzte Feuer handelt, ist nicht von einer zweiten nuklearen Katastrophe in Tschernobyl auszugehen. Aktuell stehen in der Sperrzone rund 100 Hektar Wald in Flammen – also noch einmal deutlich weniger als bei den Messungen im Jahr 2015. Allerdings dürfte in den nächsten Jahren die Gefahr von Waldbränden in der Sperrzone weiter ansteigen. Denn Klimadaten zeigen, dass die Region immer wärmer und trockener wird. Außerdem sind aufgrund der weiterhin hohen Strahlenbelastung Maßnahmen zur Vorbeugung nicht möglich oder nur sehr aufwändig umzusetzen. Problematisch könnte zudem die Tatsache werden, dass sich in der Sperrzone auch noch Lager mit radioaktivem Abfall und verseuchtem Baumaterial befinden. Sollten diese Opfer der Flammen werden, dürfte die Menge an freigesetztem radioaktivem Material noch einmal deutlich ansteigen. Auch deshalb bemühen sich die Behörden aktuell, die Flammen einzudämmen. Via: The Guardian Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter