Obdachlose leben oft in unwürdigen Bedingungen, mit wenig Möglichkeiten zur Körperhygiene und kaum Privatsphäre. In der Coronakrise sind sie besonders exponiert, weil sie keine Rückzugsmöglichkeiten aus der Öffentlichkeit haben – und sich nicht einmal zwischendurch die Hände waschen können. Aus diesem Grund stieß das Straßenmagazin »Hinz und Kunzt« ein interessantes Projekt an, mit einer unerwarteten Nebenwirkung.


Privatsphäre und ein eigenes Bad: Das brachte Obdachlose wieder auf die Beine

»Das hat mich wieder auf die Spur gebracht«

In Hamburg machte es »Hinz und Kunzt« möglich, dass Obdachlose Einzelzimmer in verschiedenen Hotels erhielten. Das war zu Anfang der Coronakrise. Die Menschen freuten sich darüber, endlich wieder ein eigenes Zimmer für sich zu haben und die dazugehörenden sanitären Anlagen. Für viele war es seit Monaten oder Jahren der einzige Lichtblick, aus dem sie neue Kraft schöpfen konnten.

Der ehemalige Selbständige Sven Reher checkte zum Beispiel vor drei Monaten im »Bedpark« ein und genoss es sichtlich, allein und geschützt zu schlafen. Auch eine geordnete Körperpflege war für ihn wieder möglich: »Das hat mich zurück auf Spur gebracht«, sagte er rückblickend. Denn mit der Erfüllung dieser grundlegenden menschlichen Bedürfnisse kehrte auch der Mut zurück, sich wieder an die Ämter zu wenden, nach einer neuen Wohnung Ausschau zu halten und sich einen Arbeitsplatz zu suchen. Vor kurzem zog Reher vom Hotel in seine eigene Wohnung.


Ein »Ort der Ruhe« bringt Menschen auf die Beine

Tiny Houses und Wohncontainer für Obdachlose sind deutschlandweit im Gespräch, die Hotel-Lösung jedoch ist so ziemlich einzigartig. Die Zimmer scheinen diesen Menschen ihre Würde zurückzugeben, denn außer Reher schafften es auch noch einige andere, von der Straße loszukommen. Für die übrigen Leute greift nun das Notunterkunfts- und Versorgungsprogramm der Stadt, das über den Sommer hinweg bestehen bleiben soll, obwohl die Corona-Infektionsraten nun wieder niedrig sind. Die Obdachlosen erhalten einen Schlafplatz von 17:00 bis 9:30 Uhr, Möglichkeiten zur Hygiene, medizinische Versorgung, Lebensmittel und soziale Beratung. Ob das genug ist? Ein Ort der Ruhe fehlt jedenfalls, und wahrscheinlich ist es gerade das, was Menschen wieder auf die Beine bringt.

Quelle: focus.de

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