Nichts kappt eine menschliche Verbindung endgültiger als der Tod. Alle Leitungen brechen ab, nicht nur in der physischen Welt, auch im digitalen Raum. In den sozialen Medien kehrt dort tiefes Schweigen ein, wo einmal ein Mensch getwittert und gepostet hat, und es entsteht eine schmerzende Lücke. Nun sicherte sich Microsoft ein Patent, das Tote virtuell wieder zum Leben erweckt und die Leerstellen füllt. Wer sich dazu berufen fühlt, lernt seinen persönlichen Chatbot selbst an, der ihn einst vertreten wird.


Weiter chatten nach dem Tod: ein Bot macht’s möglich

Ein Chatbot eignet sich einen spezifischen Charakter an

Doch nun erstmal ganz von vorne: Die Zeitschrift Independent berichtet von einem neuen Microsoft-Patent, das genau in diese Richtung stößt, aber auch noch andere interessante Möglichkeiten bietet. Ein Bot soll mit Daten einer bestimmten Person gefüttert werden, bis er in der Lage ist, diesen Menschen im Netz zu imitieren. Zu den benötigten Informationen gehören Sprachdaten, Posts in den sozialen Medien, Bilder, aber auch elektronische Direktnachrichten und vieles mehr. Der Bot bastelt sich aus der Info-Flut einen Charakter zusammen, den er anschließend digital auslebt.

Die Funktion ist nicht nur zur Nachahmung Verstorbener bestimmt, sondern kann sich auch auf lebende Personen beziehen. Der Bot macht Freunde und Bekannte nach, imitiert Stars und Sternchen oder mutiert zu einer fiktiven Persönlichkeit. Auch historische Figuren sind natürlich nicht ausgeschlossen, ebenso wie nicht-menschliche Fantasiewesen. Kurz und gut: Es entstehen rein virtuelle Personen jeglicher Couleur.


»Nur« ein Patent – und eine spannende Idee mit Risiko

Wir haben es allerdings bislang nur mit einem Patent und keiner realen Technologie zu tun. Das heißt, die Technik ist noch nicht ausgearbeitet, nur angedacht und gesetzlich geschützt. Doch allein die Idee, sich Avatare nach eigenem Gusto zu schaffen, die autonom agieren, klingt verlockend – sowohl für den Normalbürger als auch für Leute, die gern Schindluder mit cleverem virtuellen Spielzeug treiben. Alles andere als »Schindluder« wäre es allerdings, sein eigenes Double quasi als Vertreter nach dem Ableben zu erschaffen, um es den Angehörigen als Andenken zu hinterlassen. Das Schweigen auf den toten Kanälen hätte dann ein Ende, ganz ohne dabei in den Okkultismus zu gleiten.

Quelle: independent.co.uk

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