Die Menge an Elektroschrott weltweit wird jedes Jahr größer. Schätzungen beziffern die Menge für das Jahr 2019 auf 53,6 Millionen Tonnen. Dies wäre rund ein Fünftel mehr als noch fünf Jahre zuvor. Theoretisch wäre dies kein großes Problem. Denn die allermeisten Geräte enthalten wertvolle Rohstoffe und könnten recycelt werden. Tatsächlich findet eine sachgerechte Entsorgung allerdings noch viel zu selten statt. So landet nur rund 17 Prozent des Elektroschrotts in professionellen Recycling-Anlagen mit den notwendigen Maßnahmen in Sachen Umwelt- und Arbeitsschutz. Der Rest wird mehr oder weniger illegal entsorgt. Ein Großteil landet irgendwann in ärmeren Ländern. Aufgrund der in den Geräten zu findenden Rohstoffe findet auch dort eine Art Recycling statt. Allerdings unter indiskutablen Bedingungen. So werden Kabel oftmals schlicht verbrannt, um an das darin enthaltene Kupfer zu gelangen. Die so entstehenden giftigen Dämpfe müssen die Mitarbeiter einatmen.


Bild: Thousandways at German Wikipedia / CC BY-SA 2.0 DE (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)

Für Kinder sind die Schadstoffe besonders gefährlich

Austretende Chemikalien werden zudem nicht aufgefangen, sondern versickern oftmals einfach im Boden. Wer in diesem sogenannten informellen Müllsektor arbeitet, setzt sich einer erheblichen gesundheitlichen Gefährdung aus. Besonders schockierend ist es daher, dass einem aktuellen Bericht der Weltgesundheitsorganisation zufolge dies auf rund 18 Millionen Kinder weltweit zutrifft. Diese werden zudem besonders gerne beim Recycling von Elektroschrott eingesetzt, weil sie mit ihren kleinen Händen einzelne Bauteile besser voneinander trennen können. Gleichzeitig ist die Gefahr für sie aber auch am größten. Denn gerade in Zeiten des Wachstums können giftig Stoffe noch fatalere Wirkungen entfalten als bei Erwachsenen. Die Folgen können schwerwiegend sein und reichen von Lungenkrankheiten über ein erhöhtes Krebsrisiko bis hin zu Herzproblemen. Betroffen sind zudem nicht nur die direkt dort arbeitenden Kinder. Vielmehr nehmen auch Kinder die Schadstoffe auf, die lediglich in der Nähe spielen oder etwa Eier von Hühnern essen, die dort nach Nahrung suchten.

Die Regierungen weltweit müssen das Problem angehen

Die Weltgesundheitsorganisation hat den Bericht nun auf einer Konferenz in Berlin vorgestellt. Sie erwartet von den Regierungen weltweit effektivere Maßnahmen, um den illegalen Export von Elektroschrott zu unterbinden. Da das bisherige Regelwerk sich als nicht ausreichend erwiesen hat, dürften hier Anpassungen erforderlich sein. Gleichzeitig muss die Einhaltung dann aber auch konsequent kontrolliert werden. Verstöße müssen also aufgedeckt werden und spürbare Strafen nach sich ziehen. Die Bundesregierung wurde auf der Konferenz durch Umweltministerin Svenja Schulze vertreten. Es bleibt abzuwarten, ob nach der Bundestagswahl im Herbst erste Schritte unternommen werden. Ein weiterer wichtiger Ansatz könnte zudem darin bestehen, die Menge an Elektroschrott zu reduzieren, indem man die Langlebigkeit der Produkte erhöht und Reparaturen vereinfacht. Ein interessantes Projekt in diesem Zusammenhang wird aktuell in Thüringen getestet: Dort bezuschusst der Staat die Reparatur defekter Elektrogeräte.


Via: WHO

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