Über das Streckennetz der Deutschen Bahn wird traditionell viel diskutiert. Tatsächlich wurden dort in den letzten Jahren zahlreiche Gleise stillgelegt. Trotzdem ist der Investitionsbedarf weiter gewaltig. Dies beweist eine Zahl: Noch immer gibt es rund 10.000 Kilometer an Bahnstrecken ohne elektrische Oberleitung. Zwar hat die Bahn immer wieder angekündigt, hier nachrüsten zu wollen. Doch in den letzten Jahren ist sie nur wenig vorangekommen. Ganz alleine Schuld ist der Staatskonzern daran nicht. Teilweise ist auch das Planungsrecht so kompliziert, dass die Projekte ewig in die Länge gezogen werden. Letztlich dürfte selbst das von der Politik vorgegebene Ziel von 70 Prozent an elektrifizierten Strecken bis zum Jahr 2025 kaum noch zu erreichen sein. Die ersten Hersteller haben sich mit dieser Tatsache nun abgefunden und propagieren stattdessen alternative und umweltfreundliche Antriebsformen.


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Der erste Wasserstoffzug der Welt fährt bereits in Deutschland

Dies ist für die Klimaziele der Bundesregierung von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Denn bisher kommen auf Strecken ohne Oberleitung in der Regel Dieselloks zum Einsatz. Diese verursachen aber nicht unerhebliche CO2-Emissionen. Schon seit längerem wird daher an elektrischen Zügen mit integriertem Akku geforscht. Diese lohnen sich aber nur auf Strecken von bis zu 150 Kilometern. Die notwendigen Ladezeiten machen den Einsatz im regulären Fahrplan zudem schwierig. Das französische Unternehmen Alstom testet daher in Niedersachsen bereits eine Alternative: Der Coradia iLint verfügt über eine Brennstoffzelle und wird mit Wasserstoff betankt. Seit dem Jahr 2019 bedient er unter anderem die Strecke zwischen Cuxhaven und Buxtehude. Zum Einsatz kommen dabei allerdings noch eigens gebaute Testzüge. Schon diese erreichen aber mit einer Tankfüllung Reichweiten von mehr als 600 Kilometern. Nun hat der Konzern angekündigt, in die Serienproduktion einzusteigen.

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Die Bahn setzt auf eine Kooperation mit Siemens

Die fertig entwickelten Züge sollen dann nach dem Tanken sogar rund 1.000 Kilometer am Stück fahren können. Das Interesse der Bahnunternehmen scheint durchaus vorhanden zu sein. So haben zwei regionale Verkehrsgesellschaften aus Niedersachsen zusammen bereits 41 Exemplare bestellt. Verhandlungen mit der französischen und der österreichischen Bahn stehen zudem kurz vor dem Abschluss. Die Deutsche Bahn hingegen setzt auf die Konkurrenz. Gemeinsam mit Siemens arbeitet man ebenfalls an einem Wasserstoffzug. Dieser soll aber erst im Jahr 2024 im Raum Tübingen erstmals erprobt werden. Offensichtlich hinken die deutschen Konzerne hier bei der Forschung und Entwicklung doch ein wenig hinterher. Die Geduld könnte sich für die Bahn aber dennoch lohnen. Denn sobald mit Alstom und Siemens zwei Unternehmen funktionierende Wasserstoffzüge im Angebot haben, sorgt dies für Wettbewerb und tendenziell eher niedrige Preise.

Via: Handelsblatt

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