Seit dem gestrigen Tag steht die sogenannte „Doomsday Clock“, die seit 1947 als Symbol für die Bedrohungslage der Welt steht, auf 90 Sekunden vor Mitternacht. Seit Einführung der Weltuntergangs-Uhr wurde die globale Bedrohungslage noch nie so drastisch eingeschätzt wie aktuell. Als Gründe führt das „Bulletin of the Atomic Scientists“ vor allem den Ukrainekrieg und die damit verbundene Zuspitzung des Konflikts mit Russland, die Klimakrise sowie biologische Gefahren an.


Bild: Jamie Christiani/ Bulletin of the Atomic Scientists–

Drastische Einschätzung der globalen Bedrohungslage

Die Weltuntergangs-Uhr soll symbolisieren, wie dicht die Menschheit an ihrer Selbstzerstörung durch Konflikte, Waffen und andere menschengemachte Technologien ist. Die Entscheidung darüber, was die Uhr anzeigt, wird von einem von Albert Einstein, J. Robert Oppenheimer und anderen Physikern gegründeten Komitee des „Bulletin of the Atomic Scientists“ getroffen. 2021 und 2022 zeigte die Uhr jeweils 100 Sekunden vor Zwölf an.

Nun ist die Doomsday Clock um 10 Sekunden vorgerückt und hat damit einen historisch noch nie erreichten Zeigerstand. Nur noch 90 Sekunden trennen uns nun von Mitternacht. Nicht einmal im Laufe des kalten Krieges schätzte das Komitee, zu dem unter andere zehn Nobelpreisträger:innen gehören, die globale Bedrohungslage derart hoch ein. „Wir leben in einer Zeit der beispiellosen Bedrohung und die Doomsday Clock spiegelt dies wider„, so Rachel Bronson, die Präsidentin des Bulletin of the Atomic Scientists.


Ban Ki-moon, ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), gehört ebenfalls dem Komitee an und teilt diese Ansicht. „Vor drei Jahren war ich bei der letzten Zeigerbewegung der Doomsday Clock dabei. Jetzt steht ihr Zeiger sogar noch näher an Mitternacht. Dies zeigt, wie viel bedrohlicher die Weltlage im Zuge von Corona-Pandemie, Wetterextremen und Russlands Krieg mit der Ukraine geworden ist„, so Ki-moon.

Ukraine-Krieg als eine der großen Gefahren

Einer der wichtigsten Gründe für die Entscheidung des Gremiums ist die Bedrohung durch den Ukrainekrieg und die damit verbundene drastische Verschlechterung der Beziehungen zwischen Russland und den Vereinten Nationen. „Russlands Krieg mit der Ukraine hat grundlegende Fragen darüber aufgeworfen, wie Staaten interagieren und er hat die Normen des internationalen Umgangs erodiert, die die Grundlage für erfolgreiche Reaktionen auf globale Risiken bilden. Russlands kaum verhohlene Drohung nukleare Waffen einzusetzen erinnert die Welt daran, dass eine Eskalation des Konflikts, sei es versehentlich, absichtlich oder irrtümlich, eine furchtbare Gefahr darstellt„, heißt es in der Erklärung des Komitees.

Hinzu komme, dass die Gefahr nuklearer Eskalation nicht nur im Ukrainekrieg besteht. Länder wie Indien, China, Pakistan und die USA befinden sich in einem nuklearen Wettrüsten. Statt nukleare Waffen abzubauen werden diese weiter aufgebaut und modernisiert. Insbesondere der Iran reichert seit dem Ende des nuklearen Abkommens vermehrt Uran an, und auch Nordkorea hat seine Bemühungen rund um Atomwaffentests und im Rahmen seines Raketenprogramms weiter intensiviert.

Bedrohung durch Klimawandel und biologische Gefahren

Eine zweite akute Bedrohung sehen die Mitglieder des Gremiums in der Klimakrise. Die globalen Bemühungen in Sachen Klimaschutz stagnieren. Hinzu kommt die Energiekrise, die maßgeblich durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde. Die globalen Treibhausgasemissionen haben 2021 und 2022 erneut neue Rekordwerte erreicht, und die Folgen des Klimawandels können nahezu überall wahrgenommen werden.

Den Klimawandel zu bekämpfen erfordert Vertrauen in multilaterale Institutionen und Kooperationen. Die geopolitische Kluft, die sich durch die russische Invasion der Ukraine aufgetan hat, hat das Vertrauen zwischen den Staaten beschädigt und den Willen, global zu kooperieren geschwächt„, so das Gremiums-Mitglied Sivan Kartha, IPCC-Leitautor.

Eine weitere Gefahrenquelle seien biologische Bedrohungen, etwa durch neu auftauchende Erreger, und die zunehmende Desinformation in digitalen Medien, die zunehmend auch von autokratischen Regierungen, antidemokratischen Bewegungen und Verschwörungstheoretikern genutzt wird. Im Internet werden immer mehr Falschinformationen gestreut und verbreitet, die das Vertrauen in seriöse Informationsquellen sowie die Wissenschaft erschüttern sollen.

Die Lage ist so ernst wie noch nie

Die Doomsday Clock ist ein Alarmsignal für die gesamte Menschheit: Wir stehen am Rand eines Abgrunds. Wir wissen, was getan werden muss, die Wissenschaft ist klar, aber der politische Wille fehlt. Wenn wir eine Katastrophe abwenden wollen, muss sich dies im Jahr 2023 endlich ändern„, Fast das Komitee-Mitglied Mary Robinson, ihres Zeichens ehemalige Vorsitzende des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, die Lage zusammen.

via Bulletin of the Atomic Scientists

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