Inzwischen hat selbst der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro eingesehen, dass er die Brände im Amazonas-Regenwald nicht einfach lodern lassen kann. Zuvor allerdings verbat er sich lange internationale Einmischungen und verwies darauf, dass es auch in anderen Regionen der Welt zahlreiche großflächige Brände gebe. Diese Aussage ist zwar einerseits korrekt, geht andererseits aber auch am Kern des Problems vorbei. Schaut man alleine auf die reinen Zahlen, ist aktuell besonders Afrika von Bränden betroffen. Auf Satellitenbildern der NASA ist zu sehen, dass sich eine Art Feuerring vom Atlantik bis zum Pazifik quer über den Kontinent erstreckt. Alleine in Angola, dem Kongo und Sambia lodern demnach aktuell rund 11.000 Feuer. Zum Vergleich: In Brasilien sind es aktuell lediglich rund 2.000.


In Afrika brennen vor allem Busch- und Graslandschaften

Stand Bolsonaro also tatsächlich zu Unrecht am Pranger? Ganz so ist es dann auch wieder nicht. Denn aus ökologischer Sicht ist Brand nicht gleich Brand. So lodern die Flammen in Brasilien in den Tropenwäldern und richten dort teilweise unwiederbringlichen Schaden an. Weil die Bäume dort nicht an Brände gewöhnt sind, können sie schon durch ein einziges Feuer dauerhaft zerstört werden. Anders sieht dies in Afrika aus. Dort kommen echte Waldbrände nur vergleichsweise selten vor. Stattdessen brennt in der Regel die dort typische Busch- und Graslandschaft. Die Pflanzen und Tiere haben sich zudem bereits an die regelmäßigen Feuer gewöhnt, sodass sich das Ökosystem in der Regel sehr schnell wieder erholt. So überlebt bei den meisten Savannenpflanzen beispielsweise das Wurzelwerk bei einem Feuer, sodass die Flora zeitnah nach wächst.


Die europäische Philosophie der Brandbekämpfung hat auch Nachteile

Doch ganz unproblematisch sind auch die Brände in Afrika nicht. Denn auch Buschbrände können sich ausweiten und irgendwann Menschen oder menschliche Infrastruktur bedrohen. Verkompliziert wird dies durch unterschiedliche Traditionen. Jahrhundertelang legten die Nomadenstämme in Afrika in der Trockenzeit kontrollierte Brände. Diese räumten die Natur nachhaltig auf und sorgten für natürliche Brandschneisen. Mit der Ankunft der Europäer änderte sich dies allerdings. Seitdem wird versucht, möglichst viele Brände schon im Keim zu ersticken. Gelingt dies allerdings nicht, kann sich das Feuer fast unkontrolliert ausbreiten, weil die natürlichen Brandschneisen fehlen. In der Folge entstehen gefährliche Flächenbrände.

Via: Tagesspiegel

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