Dass die Muttermilch für Säuglinge eine wichtige Rolle spielt, ist schon seit einiger Zeit bekannt. So haben Studien gezeigt, dass dadurch unter anderem das Immunsystem gestärkt, der Schutz gegen Allergien erhöht, die Darmflora geprägt und die Hirnentwicklung gefördert wird. In der Forschung ist daher unumstritten: Je länger ein Kind gestillt werden kann, desto besser. Forscher an der kanadischen McGill University in Montreal haben sich nun einmal angeschaut, wie sich die Zusammensetzung der Muttermilch im Laufe der Zeit verändert. Werden also direkt nach der Geburt andere Bakterien übertragen als nach einigen Monaten? Um hier eine möglichst breite Palette an Ergebnissen zu erhalten, mussten die Probandinnen ihr Baby mindestens sechs Monate mit Muttermilch stillen. Weil dies in Industriestaaten eher unüblich ist, wurden die Analysen schließlich bei 75 Frauen in Guatemala durchgeführt.


Insgesamt wurden 1.500 unterschiedliche Bakterien entdeckt

Die Muttermilch wurde zunächst mithilfe von hochauflösender Bildgebungstechnologie untersucht. Auf diese Weise wurde das mikrobielle Ökosystem in den verschiedenen Phasen der Stillzeit sichtbar. Mittels RNA-Gensequenzierung ließen sich zudem die einzelnen Bakterien identifizieren. Letztlich konnten die Forscher so zwei interessante Ergebnisse erzielen. Zum einen ist die Zusammensetzung der Muttermilch deutlich komplexer als bisher gedacht. So identifizierten die Wissenschaftler insgesamt rund 1.500 genetisch verschiedene Bakterien. Davon konnten aber nur etwa 300 einer bereits bekannten Spezies zugeordnet werden. Hier ergibt sich also für die Zukunft noch weiteres Forschungspotential. Außerdem veränderte sich bei rund 140 Bakterien die Häufigkeit des Vorkommens im Laufe der Zeit. Teilweise waren diese direkt zu Beginn der Stillzeit überdurchschnittlich häufig vertreten, teilweise trat dieser Effekt aber auch erst nach einigen Monaten auf.


Der Schutz scheint noch größer als bisher angenommen

Die Forscher vermuten nun, dass die Muttermilch im Laufe der Zeit verschiedene Aufgaben erfüllt. So waren Staphylococcus- und Streptococcus-Arten im ersten Monat der Stillzeit besonders häufig vertreten. Diese setzen sich in der Darmflora fest und verhindern die Besiedlung durch schädliche Bakterien. Erst nach einigen Monaten waren hingegen Bakterien der Sphingobium-Spezies häufiger zu finden. Diese werden von den Forschern mit dem Abbau von krebserregenden Substanzen in Verbindung gebracht. Ähnliche Beispiele konnten noch für zahlreiche andere Bakterienarten nachgewiesen werden. Der Schutz durch die Muttermilch für den Säugling ist also noch größer als ohnehin schon angenommen. Dass dieser Effekt unterschätzt wurde, könnte mit einem einfachen Problem zusammenhängen: Bisher wurden entsprechende Analysen zumeist in reichen Ländern durchgeführt, wo die Stillzeit schlicht kürzer ist. Die beteiligten Wissenschaftler wollen daher nun weitere Untersuchungen in Schwellen- und Entwicklungsländern durchführen.

Via: McGill University

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