Künstliche Konservierungsstoffe für Lebensmittel, auf die viele Menschen allergisch reagieren, könnten bald der Vergangenheit angehören. Forscher der RMIT University im australischen Melbourne haben in einem traditionellen Fleisch-Snack aus Vietnam eine natürliche Substanz entdeckt, die alle gesundheitsschädigenden Bakterien zuverlässig abtötet. Nicht einmal Listerien, die sogar einen Tiefkühlprozess überstehen, haben eine Chance.


Listerien Bakterien (grün) werden abgetötet nachdem diese mit Plantacyclin B21AG in Kontakt treten. Bild: Dr Elvina Parlindungan

Bakteriengift killt die Konkurrenz

Nem Chua, so heißt der Snack, besteht aus fermentiertem Schweinefleisch und wird roh gegessen. Während des Fermentationsprozesses siedeln sich im Fleisch Bakterien an, die ein für andere Bakterien tödliches Gift absondern, das für Menschen jedoch ungefährlich ist. Ein Team unter der Leitung von Professor Andrew Smith (jetzt an der Griffith University im Bundesstaat Queensland) und seiner Kollegin Bee May entdeckte in Nem Chua die bakterientötende Substanz Plantacyclin B21AG. Sie gehört zu einer Gruppe von Verbindungen, die als Bakteriocine bekannt sind und von Bakterien produziert werden, um rivalisierende Bakterienstämme zu zerstören, indem sie deren Außenhülle perforieren.

Neue Substanz ist hitzebeständig

Die Substanz ist so widerstandsfähig, dass sie die speziellen Verarbeitungsbedingungen in der Lebensmittelindustrie übersteht. Selbst eine kurzzeitige Erhitzung auf 90 Grad Celsius und wechselnde pH-Werte machen ihr nichts aus. „Die Verwendung von Bacteriocinen als Konservierungsmittel für Lebensmittel bedeutet, dass wir die intelligenten Lösungen der Natur nutzen, um unsere großen Herausforderungen zu bewältigen“, sagt Elvina Parlindungan, die über die neue Konservierungsmethode ihre Doktorarbeit geschrieben hat.


Ende der Lebensmittelvernichtung

Mit dem neuen Konservierungsmittel könnte ein globales Problem gelöst werden. Weil die heutigen Präparate nicht unumstritten sind werden sie so wenig wie möglich eingesetzt. Das führt dazu, dass Lebensmittel im großen Maßstab vorzeitig verderben und entsorgt werden müssen. Den Schaden geben die Forscher in Australien mit 680 Milliarden US-Dollar pro Jahr an. Bei der Produktion dieser Lebensmittel wird ein Viertel des Wassers verbraucht, das die Landwirtschaft weltweit benötigt, und acht Prozent der Emissionen von Kohlendioxid gehen dafür drauf. An verdorbenen Lebensmitteln, die nicht rechtzeitig als solche erkannt und gegessen werden, erkranken jährlich Millionen Menschen. Für Schwangere und Ältere kann das lebensbedrohlich sein.

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