Die Chemieindustrie gehört zu den stärksten deutschen Wirtschaftszweigen. Aktuell haben die Firmen aber mit einem gewaltigen Problem zu kämpfen: Die riesigen Industrieanlagen benötigen jede Menge Erdgas. Momentan ist aber unklar, wie viel davon zukünftig zur Verfügung stehen wird. Denn Russland hat die Lieferungen nach Deutschland gekürzt und könnte die Versorgung schon bald ganz einstellen. Andere Lieferländer können diese Lücke nur teilweise füllen. Folgerichtig arbeiten die betroffenen Firmen mit Hochdruck an Alternativen zum Erdgas. Ein Beispiel dafür lässt sich aktuell am BASF-Stammwerk in Ludwigshafen beobachten. Dort ist der Chemieriese eine Kooperation mit dem Energieunternehmen MAN Energy Solutions eingegangen. Die Idee: Durch den Bau einer der weltweit größten Wärmepumpen könnte zumindest ein Teil des Erdgas eingespart werden. Der Hintergrund: Heute wird das Gas verbrannt, um heißen Wasserdampf zu erzeugen. Zukünftig könnte diese Aufgabe die Wärmepumpe übernehmen.


Ein 3D-Modell der geplanten Wärmepumpe in Ludwigshafen. Bild: BASF

Die Klimaemissionen der Fabrik würden um 5 Prozent sinken

Genutzt werden soll dafür die Abwärme aus dem bereits vorhandenen Kühlwassersystem. Diese wird dann wie bei einer Wärmepumpe üblich stark verdichtet und so weiter erhitzt. Auf diese Weise lässt sich dann irgendwann Wasserdampf gewinnen. Ganz ohne externe Energiezufuhr funktioniert die Sache natürlich nicht. Der Vorteil besteht aber darin, dass hier Ökostrom genutzt werden kann. Im Idealfall ist die Dampferzeugung so also klimaneutral. Die in Ludwigshafen geplante Anlage soll später einmal in der Lage sein, pro Stunde rund 150 Tonnen an Wasserdampf zu erzeugen. Dies entspräche immerhin circa sieben Prozent des Gesamtverbrauchs der Chemiefabrik. Schon heute wird zudem rund die Hälfte des Bedarfs über die Wärmerückgewinnung bei anderen industriellen Prozessen gedeckt. Erste Annahmen der BASF-Ingenieure gehen davon aus, dass die Klimaemissionen durch die neue Wärmepumpe im Jahr um 390.000 Tonnen reduziert werden können. Das wären etwas mehr als fünf Prozent der gesamten Emissionen des Standorts.

Auch weitere Anlagen kämen für den Bau von Wärmepumpen in Frage

Zunächst wollen die beiden Partner nun eine Machbarkeitsstudie durchführen, die noch in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Die Tatsache, dass bereits konkrete Zahlen kommuniziert werden, spricht dafür, dass eine Umsetzung aus technischer Sicht relativ problemlos möglich sein sollte. Geklärt werden muss demnach vor allem die Frage, ob der Bau auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Dies wiederum dürfte nicht unwesentlich davon abhängen, wie die zukünftige Gaspreisentwicklung eingeschätzt wird. Interessant wäre der Bau einer solch riesigen Wärmepumpe aber allemal. Die Industrie dürfte das Projekt zudem gespannt verfolgen. Denn das Chemiewerk in Ludwigshafen ist bei weitem nicht die einzige Anlage, bei der Wärmepumpen zumindest einen Teil der Dampferzeugung übernehmen könnten. Die beiden Partner betonen daher auch, in Ludwigshafen zunächst Erfahrungswerte sammeln zu wollen. Später können diese dann für die Umrüstung weiterer Anlagen genutzt werden.


Via: BASF

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