Der Konflikt um die Region Bergkarabach existiert grundsätzlich bereits seit Beginn der 1990er Jahre. Damals kam es zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien. Letztlich konnte sich damals das armenische Militär durchsetzen. Für rund dreißig Jahre etablierte sich daraufhin ein etwas merkwürdiger Status: Die Region gehörte völkerrechtlich weiterhin zu Aserbaidschan, wurde aber von Armenien kontrolliert. Internationale Versuche diesen Zustand durch Verhandlungen zu überwinden, führten nicht zum Erfolg. Der Konflikt schien dauerhaft eingefroren zu sein. Im vergangenen Jahr kam dann allerdings die überraschende Wende: Aserbaidschan ließ die militärische Auseinandersetzung wieder aufleben und eroberte weite Teile der Region zurück. Erst ein von Russland durchgesetzter Waffenstillstand beendete den Vormarsch.


Bild: President.az, CC BY 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/4.0>, via Wikimedia Commons

Das militärische Patt wurde mit Drohnenangriffen überwunden

Militärexperten von Nato und Bundeswehr wurden von diesem Ausgang durchaus überrascht. Denn eigentlich galt die Armee Armeniens als durchaus gut ausgerüstet und organisiert. Sie verfügte über zahlreiche Panzer und Lastwagen sowie im Laufe der Zeit angelegte Befestigungsanlagen. Die Analyse der Fachleute führte dann schnell zu einer neuen Technologie: Drohnen. Denn Aserbaidschan hat in den vergangenen Jahren die Einnahmen aus dem Ölexport genutzt, um zahlreiche dieser unbemannten Flugobjekte anzuschaffen. Auf diese Weise ist es dem Staat gelungen, die Pattsituation auf dem Boden mit Angriffen aus der Luft zu überwinden. So kamen Kamikazedrohnen zum Einsatz, um gezielt armenische Panzer auszuschalten. Sogenannte „Loitering Drones“ wiederum verharren längere Zeit in der Luft und schlagen los, sobald sie feindliche Radarsignaturen erkennen. Andere Drohnen wiederum filmten die Angriffe und lieferten so ideales Propagandamaterial.

Die Bundeswehr beschäftigt sich ebenfalls mit der neuen Situation

Lange Zeit kaufte Aserbaidschan die Produkte im Ausland ein – vornehmlich in der Türkei und in Israel. Inzwischen produziert das Land einige der Drohnen allerdings auch in Lizenz im eigenen Land. Das militärische Gleichgewicht zwischen Aserbaidschan und Armenien wurde dadurch massiv verschoben. Dies wiederum dürfte nicht ohne Auswirkungen auf andere Konfliktregionen weltweit bleiben. Denn auch dort könnten die Parteien versucht sein, durch die Drohnen-Aufrüstung den eigenen Zielen näher zu kommen. Selbst die Bundeswehr bleibt von der Entwicklung nicht unberührt. Dort kündigte Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer jetzt an, dass man sich detaillierter mit der Verteidigung gegen Drohnenangriffe auseinandersetzen möchte. Dies ist auch deshalb von Bedeutung, weil die Waffen nicht nur von Staaten, sondern auch von Rebellen- oder Terrorgruppen eingesetzt werden können.


Via: RND

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