Etwa drei Viertel aller Nutzpflanzen sind auf Insekten angewiesen, um die Blüten zu bestäuben. Allerdings sind Bienen und andere Bestäuber vielerorts selten geworden. So selten, dass in einigen Regionen darauf zurückgegriffen werden musste, Obstbäume von Hand zu bestäuben. Forscher aus Japan stellten nun eine Alternative vor: Die Bestäubung mittels Seifenblasen.


Seifenblasen statt Bienen

Die Bestäubung von Nutzpflanzen per Hand ist nicht nur extrem aufwändig und damit teuer, sondern führt auch zu Ertragseinbußen, wie etwa Erfahrungen mit Mandelbäumen zeigten. Ein Team rund um Xi Yang und Eijiro Miyako vom Japan Advanced Institute of Science and Technology (JAIST) in Nomi hat eine Alternative entwickelt: Die Forscher nutzen Seifenblasen, um Pflanzen zu bestäuben. Die Oberfläche der Blasen kann sich problemlos mit Pollen anreichern, wenn diese vorher der Seifenblasenlösung zugefügt wurden. Wenn diese Seifenblasen dann auf einer Blüte landen, übertragen sich die Pollen auf den Stempel und es kommt zu einer Bestäubung.


Dazu muss die Seifenblase allerdings lange genug stabil bleiben. Außerdem darf die Seifenblasenlösung die Fähigkeit der Pollen zur Bestäubung nicht beeinflussen. Die Forscher haben insgesamt fünf Tenside getestet und herausgefunden, dass eine 0,4-prozentige Lösung des synthetischen Tensids Lauramidopropyl Betain (A-20AB) am besten für ihre Zwecke geeignet ist. Mit ihr ergeben sich stabile Seifenblasen, die den Pollen nicht schaden.

95 Prozent Bestäubungsrate

Das nächste Problem ist die Verteilung der Seifenblasen. Diese lösten die Forscher relativ einfach: In einem Praxistest zogen sie mit einer Bubble Gun sowie einer Seifenlösung mit Birnenpollen aus um ihre Methode auf einer in Blüte stehenden Birnenpassage zu testen. Mit Hilfe der Bubble Gun beschossen die Forscher gezielt die Blüten mit Seifenblasen.

Das Ergebnis überraschte selbst die Entwickler der Methode: 16 Tage, nachdem wir die Seifenblasen auf die Zielblüten gebracht hatten, bildeten sich die ersten jungen Früchte. Das ist ein erstaunlicher Effekt, denn schon wenige Blasen reichten aus, um einen solchen Effekt zu erzielen„, fassten sie die Ergebnisse zusammen. Die Rate der erfolgreichen Bestäubungen lag nach Angaben der Forscher bei etwa 95 Prozent und damit genauso hoch wie bei der Hanbestäubung mit Hilfe von Federpinselchen.

Drohnen als Seifenblasenwerfer

Im praktischen Einsatz könnte die Verteilung der Seifenblasen weiter optimiert werden, etwa per Drohne stattfinden. Um diesen Ansatz zu testen, rüsteten die Forscher einen Quadrocopter mit einem automatischen Blasenmacher aus. Um die Seifenblasen vor dem Luftstrom der Propeller zu retten, fügte das Team der Seifenlösung zwei Prozent Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) zur Stabilisierung hinzu.

Im Test flog die automatisch mit Hilfe von GPS gesteuerte Drohne dann in etwa zwei Metern Höhe über blühende Lilien hinweg. Dabei setzte sie etwa 5000 Seifenblasen pro Minute frei, von denen trotz des Windes der Propeller genug auf den Blumen landeten, um immerhin noch eine Bestäubungsrate von 90 Prozent zu erreichen. Der Erfolg war dabei bei einer Drohnengeschwindigkeit von unter 2 Metern pro Sekunde am größten.

Die Forscher sind von ihren Ergebnissen begeistert: „Es klingt wie Fantasie, aber die funktionellen Seifenblasen ermöglichen tatsächlich eine effektive Bestäubung und führen zu einer genauso guten Fruchtqualität wie die Handbestäubung„, so Miyako. Die Seifenblasen sind einfach herzustellen, mittels Drohnen schnell und effizient auszubringen und fügen den Blüten keinen Schaden zu.

Allerdings sehen die Forscher auch Probleme: Bei Regen oder starkem Wind ließe sich so eine Methode nicht einsetzen. Außerdem wollen sie noch untersuchen, wie gut sich die Seifenblasen bewähren, wenn es darum geht, Blüten in Baumkronen zu erreichen.

via Science Daily

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