Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird seit Jahren synthetisches Rohöl aus Stroh und anderen Bioabfällen hergestellt. Es lässt sich in einer Raffinerie zu allen Produkten veredeln, die dort aus Erdöl hergestellt werden, unter anderem zu Treibstoffen wie Benzin, Diesel und Kerosin.


Im Sommer kommt eine Anlage hinzu, die diese Treibstoffe ebenfalls herstellt, jedoch mit einer völlig anderen Technik. Ausgangsmaterialien sind Wasser, überschüssiger Wind. Und Solarstrom sowie Kohlendioxid, das mit einer Anlage des Schweizer Jungunternehmens Climeworks aus der Umgebungsluft gewonnen wird. In einer so genannten Hochtemperatur-Co-Elektrolyseanlage entsteht daraus mit einem Wirkungsgrad von 80 Prozent Synthesegas, eine Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid.


Aus zwei Anlagen wird eine einzige

Das Dresdner Jungunternehmen Sunfire hat die Anlage, die eine Leistung von zehn Kilowatt hat – das reicht für die Produktion von vier Kubikmetern Synthesegas pro Stunde – entwickelt und 500 Stunden lang erfolgreich getestet. Das „Co“ steht für eine besondere Eigenart. Die Anlage produziert in einem einzigen Schritt Synthesegas. Bisher sind dazu zwei Komponenten nötig. Die Integration reduziert den Energiebedarf und verbessert damit entscheidend den Wirkungsgrad.

In Karlsruhe wird das Sunfire-Produkt mit einem Fischer-Tropsch-Reaktor des Jungunternehmens Ineratec kombiniert, das aus dem KIT hervorgegangen ist. Dieses Verfahren wurde bereits im Jahr 1925 Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr (heute Max-Planck-Institut) entwickelt und von Ineratec optimiert. Das Synthesegas wird in diesem Reaktor in flüssige Treibstoffe umgewandelt. Das gesamte System wird in einem Standardcontainer untergebracht.

Norwegen: Biosprit für 13.000 Autos

Schon bereitet Sunfire den Bau einer mit 150 Kilowatt weitaus größeren Anlage vor. Sie soll im Industriepark Heroya in Norwegen aufgebaut werden. Ziel ist es, mehrere dieser Module zu installieren, die pro Jahr 8000 Tonnen e-crude produzieren, eine erdölähnliche Flüssigkeit, die in Raffinerien weiterverarbeitet werden soll. Die Menge reicht, um 13.000 Pkw komplett zu versorgen. Im Endausbau werden pro Jahr Kohlendioxid-Emissionen in Höhe von 21.000 Tonnen vermieden.

Synthesegas wird nicht nur zur Treibstoffherstellung genutzt. Es findet seine Abnehmer auch anderswo, etwa in der Chemieindustrie, den Kunststoffherstellern oder im Kosmetiksektor. Bislang wird Synthesegas vorwiegend auf Basis von fossilem Erdgas für die industrielle Verwendung hergestellt.

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