Die Türkei hat lange Zeit sehr stark auf den Import von fossilen Energieträgern gesetzt, um das eigene Wirtschaftswachstum zu befeuern. Mittlerweile hat hier aber ein Umdenken eingesetzt und es findet eine starke Diversifizierung statt. So errichtet ein russisches Konsortium beispielsweise ein neues Atomkraftwerk. Gleichzeitig entsteht aber auch der weltweit fünftgrößte Staudamm und es wurden alleine im vergangenen Jahr neue Windräder mit einer Kapazität von 1,75 Gigawatt installiert. Inzwischen ist die Türkei zudem auch dem Pariser Klimaabkommen beigetreten und daher noch einmal verstärkt auf der Suche nach nachhaltigen Energiequellen. Deshalb soll zukünftig auch die Kraft des Schwarzen Meeres genutzt werden – in Form von neuartigen Wellenkraftwerken. Erprobt werden soll ein entsprechendes Konzept in der Hafenstadt Ordu im Norden des Landes. Dabei ist ein mehrstufiger Ausbau geplant, in dessen Verlauf sich die Nennleistung von zunächst vier Megawatt auf bis zu 77 Megawatt erhöht.


Bild: Eco Wave Power

150 Millionen Euro sollen insgesamt investiert werden

Die dafür benötigte Technik wird von dem israelisch-schwedischen Unternehmen Eco Wave Power zur Verfügung gestellt. Die Firma hat ein System entwickelt, bei dem die Anlagen an bereits vorhandenen festen Strukturen wie etwa Kaimauern angebracht werden. Zentrales Element ist ein Schwimmkörper, der durch die Wellen beständig auf und ab bewegt wird. Letztlich wird so Druck generiert, der dann einen Generator antreibt. Diese Lösung hat den Vorteil, dass das Wasser nicht direkt durch eine Turbine läuft und so auch keine Schäden anrichten kann. Passiert doch einmal etwas, ist das Kraftwerk zudem leicht für Reparaturen erreichbar. Insgesamt wollen die beiden Partner Eco Wave Power und das türkische Energieunternehmen Ordu Enerji 150 Millionen Euro investieren, um das weltweit größte Wellenkraftwerk zu errichten. Die Kosten pro mithilfe der Wellen erzeugter Megawattstunde Strom werden auf rund 42 Euro beziffert. Damit wäre die Technologie preislich konkurrenzfähig etwa mit der Windenergie.

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Die Technologie kommt erstmals im großen Maßstab zum Einsatz

Voll installiert soll das Wellenkraftwerk in Ordu so viel Strom liefern wie fünf Offshore-Windräder. Dies würde rein rechnerisch ausreichen, um immerhin 200.000 Haushalte mit nachhaltiger Energie zu versorgen. Zur Einordnung: Ordu hat insgesamt etwas mehr als 229.000 Einwohner. Gleichzeitig dürfte das Projekt auch von anderen Küstenstädten mit Interesse verfolgt werden. Denn bisher gab es zwar einige interessante Ansätze in Sachen Wellenkraftwerke. Einen relevanten Beitrag zur Stromerzeugung leistet die Technologie bisher aber nicht. Dies könnte sich in Ordu nun erstmals ändern. Sollte es dort tatsächlich gelingen, mit der Kraft der Wellen dauerhaft, sicher und preiswert Strom zu erzeugen, dürften schon bald auch andere Städte entlang der tausende Kilometer langen Schwarzmeerküste auf die Technologie zurückgreifen. Auch in anderen Staaten mit viel Küste und Wellengang ergäben sich für Eco Wave Power dann zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten.

Via: Handelsblatt

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    20. Dezember 2022 at 14:55

    Hat die Firma jemals vorgelegt, wie viele Kilometer die Wellenbrecher oder Kais lang sein müssen, um mit dieser ziemlich bescheidenen Methode die behaupteten 77 MW zu erzeugen?

    Die Technik der Israelis ist zwar recht nett und für kleinere Hilfsprojekte sicherlich angemessen, aber im großen Stil erfordert die Nutzung der Wellenenergie gewaltige Geräte mit hunderten Tonnen Gewicht. DAS zumindest haben die vielen bisherigen Versuche und Ansätze bewiesen – selbst die weniger erfolgreichen, wie z.B. die riesigen roten Pelamis-Schlangen. Ich bin gerade am Updaten dieses Kapitels, aber die relevanten Informationen lassen sich hier bereits finden: https://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_06_07_a_wellen_kunst.htm

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