Der Stadtstaat Singapur verfügt über so gut wie keine eigenen Rohstoffe. Auch der Platz für landwirtschaftlich genutzte Flächen ist naturgemäß begrenzt. Trotzdem gelang es der Regierung im Anschluss an die Unabhängigkeit im Jahr 1965 eine rasante wirtschaftliche Entwicklung in Gang zu setzen. Heute ist Singapur eines der reichsten Länder der Welt. Davon profitiert auch die Bevölkerung. So verfügt der Stadtstaat über eine der niedrigsten Kindersterblichkeitsraten weltweit. Dementsprechend hoch ist auch die Lebenserwartung der Bevölkerung. Möglich wurde diese positive Entwicklung unter anderem durch eine ungewöhnliche Offenheit für Innovationen. So wirbt das Land weltweit um Investoren und Fachkräfte. Dabei versprechen die Beamten nicht nur eine erstklassige Infrastruktur und attraktive Steuerkonditionen. Vielmehr punkten sie zusätzlich auch noch mit extrem schnellen und einfachen Genehmigungsverfahren. Es ist daher kein Zufall, dass zahlreiche möglicherweise bahnbrechende Innovationen aktuell in der südostasiatischen Metropole getestet werden.


Singapore skyline of business district and Marina Bay in day

In Restaurants gibt es Hühnerfleisch aus dem Labor

Dazu gehört beispielsweise Hühnerfleisch aus dem Bioreaktor. Weil Singapur nur wenig Platz für die Tierzucht hat, wurde die Idee von künstlichem Fleisch aus dem Labor konsequent vorangetrieben. Auch die Behörden spielten hier wieder mit: Im Jahr 2020 genehmigte Singapur als erster Staat weltweit den Verkauf entsprechender Produkte. Inzwischen findet sich das gezüchtete Fleisch auf den Speisekarten einiger Restaurants. Ein Produkt für den Massenmarkt ist es zwar noch nicht. Dennoch ist der Stadtstaat hier den meisten anderen Ländern mal wieder einige Jahre voraus. Aber auch wer sein Mittagessen ganz klassisch bestellen möchte, kann in Singapur Teil eines Feldversuchs werden. So testete der deutsche Konzern Continental dort zehn Monate lang einen Roboter, der Essensbestellungen autonom auslieferte. Und wer den Blick auf das Meer richtet, kann oftmals bereits eine der nächsten großen technischen Entwicklungen erblicken. Dort testet die Firma Volocopter aktuell Flugtaxis. Ab dem Jahr 2024 sollen sie in Singapur dann auch den Einwohnern und Touristen zur Verfügung stehen.

Technische Entwicklungen können schnell ausprobiert werden

Möglich werden solche und ähnliche Experimente vor allem durch die Unterstützung der Behörden. Denn diese verfolgen einen anderen Ansatz als in den meisten europäischen Ländern. Hierzulande müssen Firmen zunächst alle denkbaren Probleme benennen und Lösungen aufzeigen. Erst dann wird eine Genehmigung erteilt. In Singapur hingegen werden bereits frühzeitig Praxistests genehmigt. Aus diesen lassen sich dann idealerweise die nötigen allgemeinen Regelungen ableiten. Verdeutlichen lässt sich dies am Beispiel des Lieferroboters. Hier ist aktuell in einigen Fällen noch unklar, welche Vorschriften beim Kontakt mit anderen Verkehrsteilnehmern gelten. Trotzdem durften die Gefährte bereits auf die Straße. Detaillierte Vorgaben werden dann irgendwann folgen, wenn man die entstandenen Schwierigkeiten ausgewertet hat. Diese Möglichkeiten locken wiederum nicht nur internationale Konzerne und Startups an, sondern auch viele Talente. Dies fördert die ohnehin reichlich vorhandene Innovationskraft weiter. Auch deshalb kann man in Singapur immer mal wieder einen Blick in die Stadt der Zukunft erhaschen.


Via: Handelsblatt

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