Im Jahr 2008 sprachen sich die Einwohner Kaliforniens in einer Volksabstimmung für den Bau einer Schnellzug-Strecke zwischen Los Angeles und San Francisco aus. Die Logik hinter dem Bau erscheint einleuchtend. Denn es gibt einen regen Reiseverkehr zwischen den beiden Metropolen. Die Fahrt mit dem Auto dauert aber rund sechs Stunden. Das Flugzeug wiederum ist theoretisch deutlich schneller. Da ist aber die Zeit an den Flughäfen noch nicht mit eingerechnet. Mit dem Schnellzug könnte die Fahrt hingegen in weniger als drei Stunden absolviert werden. Eigentlich sollte dies auch schon seit dem Jahr 2020 möglich sein. Doch das Projekt erwies sich als Desaster. Zwar wurden einige Gleise bereits verlegt. Diese verbinden aber nicht die beiden Metropolen, sondern führen teilweise ins Nirgendwo. Aktuell ist nicht absehbar, wann das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden könnte. Klar ist aber schon: Die Kosten haben sich bereits vervielfacht und inzwischen schwindelerregende Höhen erreicht.


Bild: California High-Speed Rail Authority, Public domain, via Wikimedia Commons

Vier Probleme führten ins Verderben

Doch wie konnte es dazu kommen? Experten verweisen auf vier entscheidende Punkte. Diese wiederum haben nur bedingt etwas mit dem konkreten Projekt zu tun. Vielmehr stehen sie symptomatisch für die Probleme in vielen Industrieländern:

1. Einfluss von Lokalpolitikern


Ursprünglich wurde der Streckenverlauf so konzipiert, dass er die beiden Endpunkte möglichst direkt unter Umgehung von geologischen Hindernissen miteinander verbunden hätte. Dies rief aber zahlreiche Lokalpolitiker auf den Plan. Diese mussten dem Projekt ihre Zustimmung erteilen und nutzten dies um zusätzliche Haltepunkte durchzusetzen. Dadurch wurde der Streckenverlauf komplizierter, was für Zeitverlust und steigende Kosten sorgte.

2. Unsichere Finanzierung

Bei der Volksabstimmung wurde mit Gesamtkosten von 33 Milliarden Dollar geplant. Der kalifornische Steuerzahler sollte davon allerdings nur neun Milliarden Euro aufbringen. Diesen Wert möglichst niedrig zu halten, war wichtig, um die Zustimmung bei der Volksabstimmung zu erhalten. Weitere Gelder sollten dann von der Regierung in Washington kommen. Dies ließ sich aber nicht wie geplant realisieren, weil die Republikaner entsprechende Gelder immer wieder blockierten. Aktuell steht daher nur Geld für den Bau der Strecke von Merced bis Bakersfield zur Verfügung. Eine Route die nicht besonders attraktiv für Pendler und Reisende ist.

3. Klagen sorgen für Verzögerungen

Selbst wenn das Geld da ist, kann aber nicht so einfach gebaut werden. Denn in vielen Fällen wurde versucht, das Projekt auf dem Klageweg zu stoppen. Eine zentrale Rolle spielte hier der „California Environmental Quality Act“. Dieser schreibt vor, dass stets die Auswirkungen auf die Umwelt erfasst und abgewogen werden müssen. Für die Behörden ist es nur schwer möglich dies zu machen, ohne dass jemand unzufrieden ist. Im Fall der Schnellzug-Strecke haben die Klagen nicht nur zu Verzögerungen, sondern auch zu hohen Anwaltskosten geführt.

4. Zu viele Berater nötig

Eigentlich kaum zu glauben, aber wahr: Die Behörden in Kalifornien verfügen schlicht über keine Expertise beim Bau von Bahnstrecken. Deswegen mussten teure Berater angeheuert und Arbeiten ausgelagert werden. In vielen Fällen war dies deutlich teurer als wenn man die entsprechenden Kapazitäten selbst aufgebaut hätte. Auch dadurch sind die Kosten des Projekt explodiert. Zumal man so nicht einmal bei zukünftigen Projekten von der aufgebauten Expertise profitieren kann.

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Ein Ende ist bisher nicht abzusehen

All diese Probleme haben dazu geführt, dass die Gesamtkosten für die Fertigstellung inzwischen auf mindestens 113 Milliarden Dollar geschätzt werden. Aktuell lässt sich nicht seriös prognostizieren, ob diese Summe jemals zur Verfügung stehen wird. Dementsprechend ist auch völlig unklar, ab wann man tatsächlich mit dem Schnellzug von Los Angeles nach San Francisco fahren können wird. Durchaus denkbar ist aber auch, dass das Projekt irgendwann ganz eingestampft wird. Übrig blieben dann nur vereinzelte bereits gebaute Streckenabschnitte und Brücken. All zu stark sollte man allerdings nicht mit dem Finger auf die Vereinigten Staaten zeigen. Denn auch in Deutschland gibt es die Tendenz, dass Infrastrukturprojekte mehr Geld verschlingen und länger brauchen als ursprünglich geplant. Dies ist beispielsweise bei der Energiewende ein Problem, weil bisher deutlich weniger Stromtrassen in Betrieb genommen werden konnten als eigentlich nötig.

Via: Vox

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