Über die Errichtung einer dauerhaften menschlichen Kolonie auf dem Mond wird bereits seit einiger Zeit spekuliert. Entscheidend für die Umsetzung dürfte sein, dass so wenig Versorgungsflüge wie möglich durchgeführt werden müssen. Denn auch wenn der Mond am Himmel teilweise zum Greifen nah zu sein scheint, ist die zu überbrückende Distanz doch gewaltig. Genau genommen müssen bei jedem Flug zum Mond rund 384.400 Kilometer zurückgelegt werden. Zum Vergleich: Die Internationale Raumstation ISS schwebt auf einer Umlaufbahn in einer Höhe von lediglich 408 Kilometern über der Erde. Diese zu versorgen ist also ungleich einfacher als dies bei einer etwaigen Mondkolonie der Fall wäre. Schon seit langem steht daher der Mondstaub im Fokus zahlreicher Überlegungen. Denn dieser enthält viele wertvolle Materialien und könnte so als wichtige Rohstoffquelle dienen. Wie genau dies funktionieren könnte, hat nun das private Unternehmen Blue Origin in einem Blogbeitrag aufgezeigt.


Bild: Blue Origin

Mondstaub enthält zahlreiche wertvolle Rohstoffe

Dort wird geschildert, dass es den Forschern des Unternehmens gelungen ist, aus Mondstaub komplette Solarmodule inklusive Glascover und Verkabelung zu produzieren. Eine kleine Einschränkung muss allerdings gemacht werden: Eben weil die Entfernung so gigantisch ist, konnte für die Versuche nicht extra Mondstaub aus dem All geholt werden. Stattdessen bauten die Forscher das Material auf der Erde nach. Die chemische Zusammensetzung war aber exakt die selbe wie beim Original. Die Neuerung besteht nun darin, dass das Unternehmen ein Verfahren entwickelt hat, um aus dem Mondstaub gezielt die gewünschten Rohstoffe -wie unter anderem Silizium, Eisen, Magnesium oder auch Aluminium – zu gewinnen. Diese Materialien werden dann genutzt, um die voll funktionstüchtigen Solarmodule zu bauen. Somit wäre es tatsächlich denkbar, eine Mondkolonie zu errichten, die zumindest in Sachen Energieversorgung dauerhaft unabhängig von der Erde agieren kann.

Das gewonnene Silizium kommt auf eine Reinheit von 99,999 Prozent

Bei dem neu entwickelten Verfahren handelt es sich um eine spezielle Form der Elektrolyse. Dabei wird bei hohen Temperaturen von mehr als 1.600 Grad Celsius, gezielt ein elektrischer Strom durch den Mondstaub geleitet. Auf diese Weise konnte den Angaben des Unternehmens zufolge Silizium mit einer Reinheit von 99,999 Prozent gewonnen werden. Gewissermaßen als Nebenprodukt fallen zudem noch zahlreiche weitere wertvolle Metalle ab. Damit ist die grundsätzliche Funktionsfähigkeit dieses Ansatzes unter Beweis gestellt. Gleichwohl ist es aber natürlich noch ein gewaltiger Schritt von ersten erfolgreichen Experimenten im Labor bis hin zu tatsächlichen Produktionsstätten auf dem Mond. Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass Blue Origin diesen Weg auch nicht alleine beschreiten möchte. Vielmehr ist eine Kooperation mit der NASA angedacht. Konkrete Vereinbarungen existieren bisher aber nicht. Dies könnte auch erklären, warum das Unternehmen den Durchbruch nicht groß in den sozialen Medien feierte, sondern im firmeneigenen Blog versteckte.


Via: Ars Technica

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