Bei größeren Passagierflugzeugen existiert aktuell ein sogenanntes Duopol. Wer also einen solchen Flieger kaufen möchte, muss dies entweder beim US-Konzern Boeing oder beim europäischen Konkurrenten Airbus tun. Weitere Anbieter gibt es aktuell nicht. Dies könnte sich aber zumindest auf dem Papier schon bald ändern. Denn China investiert bereits seit einigen Jahren in den Aufbau eines staatlichen Flugzeugbauers namens Commercial Aircraft Corp of China – kurz: COMAC. Im Jahr 2016 kam ein erster Regionaljet namens Comac ARJ21 auf den Markt. Beobachter sprechen hier allerdings noch nicht von einer rein chinesischen Entwicklung. Denn das Flugzeug ähnelt sehr stark einigen bereits auf dem Markt erhältlichen Maschinen. Seit dem Jahr 2008 arbeiten die chinesischen Ingenieure aber auch an einem Mittelklasse-Jet. Dieser soll tatsächlich weitgehend in Eigenregie konzipiert und gebaut werden. Nun scheint die Arbeit kurz vor dem Abschluss zu stehen.


Bild: Weimeng at www.airliners.net, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Wichtige Komponenten müssen auch weiterhin importiert werden

So hat das neu entwickelte Flugzeug den Angaben des Herstellers zufolge alle notwendigen Testflüge absolviert. Die Zulassung der chinesischen Luftfahrbehörden steht demnach unmittelbar bevor. Anschließend könnten die ersten Maschinen an die staatliche China Eastern Airlines ausgeliefert werden. Eingesetzt werden kann das Flugzeug dann auf Strecken, die bisher von Maschinen des Typs Boeing 737 MAX oder Airbus 320neo bedient wurden. Eigentlich wollte die chinesische Firma mit der Entwicklung des neuen Flugzeugs deutlich schneller fertig sein. Doch wichtige Komponenten – etwa die Triebwerke und die Luftfahrtelektronik – müssen importiert werden. Strenge US-Exportkontrollen sorgten hier für massive Verzögerungen. Inzwischen scheint man aus rein technischer Sicht aber am Ziel zu sein. Nun müssen aber auch noch die Airlines von den Vorteilen des neuen Fliegers überzeugt werden. Hier ist das Projekt noch mit einigen Fragezeichen versehen.

Technologische Innovationen bringt der Flieger nicht mit sich

Denn wirkliche Innovationen bringt die COMAC C919 nicht mit sich. So ist das Flugzeug beispielsweise nicht spritsparender als die Konkurrenzangebote. Auch sonst gibt es aus technologischer Sicht keine Gründe auf den neuen Mittelstreckenflieger zu setzen. Viel dürfte daher vom aufgerufenen Preis für das Flugzeug abhängen. Als staatlicher Konzern hat COMAC hier einen gewissen Spielraum. Zumal die staatlichen chinesischen Fluglinien wohl zumindest einen Teil ihrer Bestellungen zukünftig auf nationaler Ebene tätigen werden. Wirklich ungewöhnlich ist es nicht, dass neue Flugzeugbauer staatlich propagiert werden. So war auch Airbus ein europäisches Projekt, das massiv von staatlichen Subventionen profitierte. Dies wurde inzwischen auch von der Welthandelsorganisation WHO offiziell bestätigt. Dem Erfolg das Konzerns hat dies aber nicht geschadet. Gut möglich also, dass die Zeiten des Duopols beim Flugzeugbau bald der Vergangenheit angehören.


Via: Handelsblatt

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