Die Erfindung der CRISPR-Genschere stellte für die Forschung in vielen Bereichen eine Revolution dar. Denn nie zuvor konnten einzelne Zellen so schnell und unkompliziert modifiziert werden. Folgerichtig erhielten die Französin Emmanuelle Charpentier und die US-Amerikanerin Jennifer Doudna für ihre Entwicklung im Jahr 2020 auch den Chemie-Nobelpreis. Bei der Genschere handelt es sich allerdings lediglich um ein Werkzeug. Sinnvoll zum Einsatz gebracht werden muss sie von Forschern in aller Welt. Dies geschieht unter anderem am Brigham and Women’s Hospital in den Vereinigten Staaten. Dort arbeitet man daran, die Genschere beim Kampf gegen Krebserkrankungen zu nutzen. Der interessante Ansatz: Der Krebs soll mit Krebszellen bekämpft werden. Auf den ersten Blick scheint dies eine eher extravagante Idee zu sein. Tatsächlich erzielten die Forscher mit ihrer Methode bei Tierversuchen aber durchaus beachtliche Ergebnisse. Im Idealfall könnte die Behandlung später einmal nicht nur akute Krebserkrankungen behandeln, sondern auch als eine Art Impfung funktionieren.


Die Behandlung könnte deutlich weniger Nebenwirkungen verursachen

Bei ihren Versuchen arbeiteten die Forscher mit noch aktiven Krebszellen. Diese wurden mithilfe der Genschere so manipuliert, dass sie zum einen Krebsmedikamente ausschütten und zum anderen eine gezielte Antwort des Immunsystems provozieren können. Innerhalb des Körpers besitzen die Zellen dann die Eigenschaft, auch über weite Distanzen zu den ursprünglichen Tumoren zurückzukehren. Dies machen sich die Forscher zunutze und setzen die Zellen als eine Art Trojanisches Pferd ein. Auf diese Weise können Krebsmedikamente deutlich gezielter eingesetzt werden als dies bisher der Fall ist. Im besten Fall steigen dadurch nicht nur die Erfolgschancen der Behandlung, sondern es kommt auch zu deutlich weniger unerwünschten Nebenwirkungen. Getestet wurde der Ansatz nun zunächst bei Mäusen mit einem fortgeschrittenen Glioblastom. Dabei zeigte sich tatsächlich, dass bei vielen der Versuchstiere der vorhandene Tumor zerstört werden konnte. Warum dies nicht bei allen Mäusen der Fall war, ist noch ungeklärt und muss im Rahmen weiterer Forschungen geklärt werden.


Selbst eine Impfung gegen Krebserkrankungen erscheint möglich

Abgesehen davon waren die Ergebnisse der Versuche aber extrem ermutigend. Denn auch die Überlebensrate der Mäuse erhöhte sich signifikant gegenüber unbehandelten Tieren. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass sich eine gewisse Immunität gegen wiederkehrende Tumore und Metastasen entwickelt hat. Dies wiederum nährt die Hoffnung, dass eine solche Therapie auch als eine Art Krebs-Impfung geeignet sein könnte. Die modifizierten Krebszellen würden dann nicht direkt einen Tumor bekämpfen, sondern das Immunsystem entsprechend vorbereiten. Eine solche Möglichkeit würde einen großen Durchbruch im Kampf gegen den Krebs bedeuten. Noch aber sind die Forschungsergebnisse zwar vielversprechend, aber dennoch mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten. Denn in der Vergangenheit zeigte sich immer wieder, dass sich Ergebnisse aus Tierversuchen nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen lassen. Außerdem sind viele Fragen – etwa wie lange eine solche Impfung wirken würde – noch vollkommen ungeklärt.

Via: New Atlas

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