Was die Begeisterung für Elektroautos angeht, ist man bei BMW eher zurückhaltend. Während etwa Mercedes-Benz ab dem Jahr 2030 nur noch Fahrzeuge mit Elektroantrieb verkaufen möchte, sind die Ziele beim Münchener Autobauer deutlich weniger ambitioniert. Hier ist für das Jahr 2030 lediglich eine Zielmarke von fünfzig Prozent vorgesehen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die sogenannte „Neue Klasse“. Dabei handelt es sich um Elektro-Modelle, die ab dem Jahr 2025 auf den Markt kommen sollen und aus denen später einmal eine konzernweite eigene Plattform entstehen soll. Einfach Autos mit einem Elektromotor auszustatten, reicht den BMW-Ingenieuren aber noch nicht. Sie wollen auch bei den restlichen Bauteilen stets die Themen Recycling und Nachhaltigkeit im Blick behalten. Ein Beispiel dafür: Verschiedene Verkleidung im Innen- und Außenbereich werden zukünftig teilweise aus recycelten Fischernetzen bestehen. Dafür kooperiert der Autobauer mit der dänischen Firma PLASTIX.


Bild: BMW

Herrenlose Fischernetze sind eine Gefahr für maritime Lebewesen

Die dahinter stehende Problematik ist durchaus beachtenswert. So verursacht die Fischerei Schätzungen zufolge jährlich 45 Millionen Kilogramm an Plastikmüll, der einfach in den Weltmeeren landet. Bestätigt wurde dies unter anderem durch Auswertungen des Ocean Cleanup Projects. Deren Analysen haben ebenfalls ergeben, dass ein nicht unerheblicher Teil des eingesammelten Plastikmülls durch die kommerzielle Fischerei verursacht wurde. Dies ist in doppelter Hinsicht problematisch. Zum einen ist die Vermüllung der Weltmeere mit alten Kunststoffen ein grundsätzliches Problem. Zum anderen wurden etwa Fischernetze speziell konzipiert, um Fische zu fangen. Sie stellen also für maritime Tiere noch einmal eine besondere Gefahr dar. Die beiden Projektpartner wollen daher proaktiv agieren und nicht mehr benötigte Fischernetzt aktiv in den Häfen einsammeln. Dadurch wird die Gefahr verringert, dass diese einfach auf dem Meer entsorgt werden. Anschließend kommt ein neuartiges Verfahren zum Einsatz, bei dem aus den Netzen ein Kunststoff-Granulat produziert wird.

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Erstmals kann recyceltes Plastik im Spritzgussverfahren verarbeitet werden

Dieses kann dann wiederum im sogenannten Spritzgussverfahren zu verschiedenen Bauteilen verarbeitet werden. Allerdings ist der Anteil des Recycling-Granulats auf maximal dreißig Prozent beschränkt. Trotzdem bringt dies eine erhebliche Verbesserung in Sachen Klimabilanz mit sich: Der CO2-Fußabdruck der produzierten Teile reduziert sich um rund ein Viertel. Es stellt zudem eine neue Anwendungsform dar. Denn bisher konnte Plastik nur in Form von speziell aufbereiteten Fasern wiederverwendet werden. Diese kamen unter anderem bei der Bodenverkleidung zum Einsatz. Die jetzt mithilfe des Spritzgussverfahrens hergestellten Komponenten können hingegen an verschiedenen Stellen im Interieur und Exterieur eingesetzt werden. BMW kommt damit seinem eigenen Ziel ein Stück weit näher: Bis zum Jahr 2030 soll der Recycling-Anteil an den verwendeten Thermoplast-Kunststoffen aus vierzig Prozent gesteigert werden. Aktuell liegt der entsprechende Wert bei rund der Hälfte. Es ist also noch einiges an Arbeit und Innovation nötig.


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Via: Electrek

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