In der Notaufnahme eines Krankenhauses fallen jede Menge bürokratische Aufgaben an. Dies beginnt bei der Aufnahme der Patientendaten und endet mit der Einschätzung, wie schnell ein Patient behandelt werden muss. Für die Mitarbeiter vor Ort ist dies ein stressiger Job. Die viele Bürokratie sorgt zudem für Wartezeiten und angespannte Nerven. In Israel wird daher nun ein vollständig digitalisiertes System getestet. Theoretisch ist dort der behandelnde Arzt dann der erste echte Mensch, den der Patient sieht. Zuvor durchläuft er verschiedene Stufen. So muss er zunächst an einem Bildschirm seinen Ausweis einscannen und weitere Daten eingeben – etwa die Zugehörigkeit zur Krankenkasse. Anschließend werden einige Fragen gestellt, um das medizinische Problem zu ergründen. Daraus wird dann ein erstes Patientendossier erstellt, das der Patient in ausgedruckter Form erhält. Zum Abschluss misst er an einer speziellen Station dann noch Blutdruck, Temperatur und Sauerstoffgehalt im Blut.


Der Computer entscheidet über die Dringlichkeit einer Behandlung

Diese Daten kombiniert das System dann mit der in digitaler Form vorliegenden Krankengeschichte des Patienten. Daraus wird dann abgeleitet, wie dringlich eine Behandlung ist. So werden die Patienten teilweise an die ebenfalls im Haus befindlichen Facharztpraxen verwiesen. Schätzt der Computer die Situation hingegen als dringlich ein, wird sofort ein menschlicher Arzt hinzugeholt. Alles in allem soll der Aufenthalt in der Notaufnahme auf diese Weise um bis zu eine Stunde verkürzt werden können. Für die Krankenhäuser lohnt sich die Investition ebenfalls. Denn es kann Personal eingespart werden, dass an anderer Stelle dringend benötigt wird. Noch allerdings kommt dieser Vorteil nicht vollständig zum tragen. Denn die digitale Notaufnahme wurde erst im Juli eingerichtet und soll beständig erweitert werden. Die Nutzung ist zudem freiwillig. Noch entscheiden sich die meisten Patienten daher für die klassische Form der Aufnahme mit menschlichem Kontakt.


Gedacht ist das System vor allem für technikaffine Personen

Tatsächlich halten die Köpfe hinter dem Projekt ihr System zwar für sehr effizient. Sie räumen aber auch ein: Gerade für ältere Menschen sei die Nutzung auch sehr anspruchsvoll. Zunächst einmal soll sich die digitale Notaufnahme daher vor allem an das Fünftel der Bevölkerung richten, das als besonders technik- und digitalaffin gilt. Im Idealfall wird das System dann zukünftig so weiter entwickelt, dass es von immer mehr Menschen problemlos genutzt werden kann. Grundsätzlich ist Israel dringend darauf angewiesen, die Prozesse in den Krankenhäusern zu beschleunigen. Denn seit den 1980er Jahren hat sich die Einwohnerzahl des Landes mehr als verdoppelt. Im selben Zeitraum wurde aber nur ein einziges neues Krankenhaus gebaut. Die vorhandenen Häuser arbeiten daher die meiste Zeit an ihren Kapazitätsgrenzen. Effizienzgewinne durch Digitalisierung können hier zumindest teilweise für Abhilfe sorgen.

Via: Handelsblatt

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