Der Mobilitätssektor hat in Sachen Klimaschutz noch einiges aufzuholen. Denn während die Emissionen in Deutschland in fast allen anderen Bereichen gegenüber dem Referenzjahr 1990 stark gesunken sind, stagnieren sie hier bestenfalls. Um dies zu ändern gibt es grundsätzlich zwei Ansätze. Zum einen alternative Antriebe. Dies wird beispielsweise bei Elektroautos umgesetzt. Es gibt aber auch Verkehrsmittel wo dies nicht so einfach ist. Hier könnten dann alternative Treibstoffe eine wichtige Rolle spielen. Aus rein technischer Sicht ist deren Herstellung kein großes Problem mehr. Zum Einsatz kommen sie bisher aber nicht, weil sie nur in kleinen Mengen und zu recht hohen Preisen produziert werden können. Zukünftig könnte sich dies aber ändern. Dafür spricht zumindest ein Versuch der Firma Synhelion am DLR-Solarturm in Jülich. Dort konnte die Wärme der Sonne in einem speziell entwickelten Reaktor genutzt werden, um Synthesegas herzustellen.


Bild: Synhelion

Aus Synthesegas können klimaneutrale Kraftstoffe werden

Genutzt wurden dafür insgesamt 2.000 bewegliche Spiegel. Diese fangen die Sonnenstrahlen ein, bündeln sie und leiten sie gezielt in Richtung der Türme. Dadurch können dort auf nachhaltige Art und Weise enorme Temperaturen erzeugt werden. Die Anlage in Jülich wird normalerweise genutzt, um dort verschiedene Komponenten intensiven Bestrahlungstests zu unterziehen. Gleichzeitig ist die Anlage aber auch groß genug, um dort Produktionsverfahren im industriellen Maßstab zu testen. Das so produzierte Synthesegas lässt sich mit bereits etablierten Verfahren zu klimaneutralen Kraftstoffen weiterverarbeiten. Gelangen diese in einen Verbrennungsmotor wird nicht mehr CO2 freigesetzt als bei der Herstellung gebunden wurde. Auf diese Weise können Flüge theoretisch deutlich klimafreundlicher werden, ohne dass eine neue Antriebstechnologie etabliert werden muss. Ein im industriellen Maßstab umsetzbares Produktionsverfahren ist hier von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

Die weltweit erste Solar-Treibstoff-Fabrik ist in Planung

Das in Jülich getestete System kommt auf eine Produktionskapazität von immerhin 150.000 Litern Solar-Treibstoff im Jahr. Dies klingt zunächst einmal nach viel, ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn weltweit wurden alleine im Jahr 2019 knapp zwölf Milliarden Liter Kerosin verflogen. Bei der Firma Synhelion hat man daher weitergehende Pläne. Ebenfalls in Jülich soll nun die erste Solar-Treibstoff-Fabrik der Welt entstehen. In dieser wird zunächst Synthesegas gewonnen, woraus dann der Biotreibstoff hergestellt werden kann. Dieser wiederum soll an Swiss Air geliefert werden. Wird auf diese Weise unter Beweis gestellt, dass die Wärme der Sonne tatsächlich in großem Stil genutzt werden kann, um nachhaltigere Kraftstoffe zu gewinnen, könnte die Technologie dann auch an anderen Orten zum Einsatz kommen. Nach und nach ließen sich so dann immer größere Mengen herstellen und vermarkten.


Via: DLR

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    22. August 2022 at 22:02

    Falls sich jemand für die bisherige Geschichte der solaren Thermochemie interessiert: https://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_04_34_sonne_hochtemperatur_ofen_chemie.htm#Thermochemie

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