Die meisten Behandlungsmethoden heutzutage beruhen darauf, Bakterien zu töten oder zumindest in ihrem Wachstum zu beeinträchtigen. Dies gilt auch für die heute bekannten Antibiotika. Auf diese Weise konnten bereits unzählige Menschenleben gerettet werden. Allerdings ist auch ein nicht unerhebliches Problem entstanden. Denn Bakterien, die den Einsatz der Mittel überleben, erlangen dadurch einen Selektionsvorteil. In den letzten Jahren hat die Zahl der antibiotikaresistenten Keime daher stark zu genommen. Prognosen für die Zukunft sehen sogar noch düsterer aus. Theoretisch ließe sich das Problem durch die Entwicklung neuer Antibiotika beheben. Dies ist für viele Pharmakonzerne aber kein lohnendes Geschäft. Forscher der Emory University in Atlanta haben nun allerdings einen möglicherweise viel simpleren Ansatz entdeckt: Ein Molekül aus Kastanienblättern könnte die gefährlichen Keime unschädlich machen, ohne neue Resistenzen zu generieren.


Bakterien im Urin
Antibiotika resistente Bakterien Bild: Mkaercher CC BY-SA 3.0 (VIA WIKIMEDIA COMMONS)

Die Bakterien werden unschädlich gemacht

Die Idee für diesen Forschungsansatz entstammt der altitalienischen Medizin. Denn dort wurden Verbrennungen und infizierte Wunden mit Kompressen aus Kastanienblättern behandelt. Als die Forscher diesen Ansatz genauer unter die Lupen nahmen, stießen sie auf das Molekül Castaneroxy A. Dieses verfügt über einen besonderen Trick: Es stört die Kommunikation der Bakterien und verhindert so die Produktion von Toxinen. Die Bakterien werden also nicht getötet, sondern schlicht unschädlich gemacht. Dies hat den Vorteil, dass keine Selektion stattfindet und somit auch kein Selektionsvorteil entsteht. Die Gefahr durch die Bakterien wird so aus der Welt geschafft, ohne dass neue Resistenzen den Erfolg wieder gefährden. Um das Molekül tatsächlich nutzbar zu machen, haben die Forscher es zunächst isoliert und dann reine Kristalle gewonnen. Deren dreidimensionale Struktur wird nun untersucht, um ein möglichst exaktes Verständnis zu erlangen.

Bei Mäusen erwies sich der Ansatz bereits als erfolgreich

Bei ersten Versuchen erwies sich der Kastanienblätter-Ansatz als durchaus vielversprechend. So wurden im Rahmen eines Tierversuchs offene Wunden von Mäusen gezielt mit MRSA-Bakterien infiziert. Anschließend blieb ein Teil der Tiere unbehandelt, während die anderen mit unterschiedlichen Dosen des Wirkstoffes behandelt wurden. Das Ergebnis: Bei den Tieren ohne Behandlung entzündeten sich die Wunden stark – und führten teilweise zum Tod. Je höher die Dosierung des Wirkstoffes wiederum war, desto besser heilten die Wunden der anderen Tiere. Bei ähnlichen Experimenten mit menschlichen Hautzellen zeigte sich allerdings, dass eine zu hohe Dosierung auch wieder toxisch wirkt. In diesem Punkt können die Forscher allerdings Entwarnung geben: Die für eine erfolgreiche Behandlung nötige Dosierung liegt deutlich unter diesem Wert. Nun wollen die Forscher schauen, wie aus diesen ersten vielversprechenden Ergebnissen konkrete Behandlungsoptionen entstehen können.


Via: Frontiers in Pharamcology

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