Die Madagaskar-Fauchschabe hat ihren natürlichen Lebensraum auf der namensgebenden Insel. Tatsächlich gab es bisher aber nur vergleichsweise wenige Funde in freier Natur. Die meisten der Tiere leben in Terrarien. Zusätzlich sind die kleinen Tiere auch bei Wissenschaftlern beliebt, die sie für ethologische und entwicklungsbiologische Studien nutzen. Nun könnte die Madagaskar-Fauchschabe tatsächlich Wissenschaftsgeschichte geschrieben haben. Denn japanischen Forschern ist es gelungen, aus einem der kleinen Insekte einen voll funktionsfähigen Cyborg zu kreieren. Dazu wurde das Tierchen mit einer winzigen Kontrolleinheit ausgestattet. Über diese ist es möglich, die Bewegungen des Tiers gezielt zu steuern. Dafür wird allerdings eine Stromversorgung benötigt. Das Tier wurde daher auch mit einem winzigen wiederaufladbaren Akku versehen. Damit blieb noch die Frage, woher der Strom stammen sollte. Denkbar wäre eine spezielle Ladestation gewesen. Letztlich entschieden sich die Forscher aber gegen diese Lösung.


Bild: RIKEN Cluster for Pioneering Research

Der zusätzliche Rucksack soll die Tiere nicht einschränken

Denn dadurch wäre der Bewegungsradius des Insekten-Cyborg stark eingeschränkt worden. Deshalb wurde die Schabe mit einer nur 0,004 Millimeter dicken Solarzelle versehen. Diese sorgt nun für die nötige Stromversorgung der Kontrolleinheit. Die japanischen Forscher sind allerdings nicht die ersten, die auf eine solche Idee kamen. Tatsächlich wurden auch schon in der Vergangenheit verschiedene Insekten-Cyborgs präsentiert. Dabei haben die zusätzlichen elektronischen Aufbauten aber jeweils die Bewegungsfreiheit der Tiere stark eingeschränkt. Es handelte sich also um Cyborgs. Diese konnten aber weniger leisten als die tierischen Originale. Die japanischen Forscher druckten daher das gesamte zusätzliche Gepäck aus elastischem Material und entwarfen eine sich überlappende Aufbauweise. Dadurch ist es gelungen, die Bewegungsfreiheit der Tiere vollständig zu erhalten. Wenn man so möchte handelt es sich also um den ersten wirklich praxistauglichen Insekten-Cyborg der Welt.

Das nächste Ziel sind fliegende Insekten-Cyborgs

An erste Einsatzmöglichkeiten haben die Forscher auch schon gedacht. So könnte die Cyborg-Schabe genutzt werden, um in gefährliche und für den Menschen nicht erreichbare Gebiete zu gelangen. Auch Kontroll- und Überwachungseinsätze in schwer zugänglichen Regionen sind denkbar. Voraussetzung ist in beiden Fällen allerdings eine sichere Stromversorgung. Denn die Forscher wollen keinesfalls größere Mengen an Insekten-Cyborgs in der Natur aussetzen und dann die Kontrolle über sie verlieren. Die japanischen Forscher arbeiten nun daran, weitere Tiere mit einer Kontrolleinheit zu versehen. Als Königsdisziplin gilt hier die Erschaffung eines fliegenden Insekten-Cyborg. Erst entsprechende Experimente mit Zikaden befinden sich bereits in der Planung. Hier sind aber noch einige Probleme zu lösen. So spielt das Gewicht des zusätzlichen Rucksacks bei fliegenden Insekten eine größere Rolle. Außerdem bringt die Steuerung von Beinen und Flügeln eine gewisse zusätzliche Komplexität mit sich.


Via: Der Standard

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