Das Arctic National Wildlife Refuge liegt im US-Bundesstaat Alaska und ist in etwa so groß wie Bayern. Unter der Erdoberfläche werden schon seit längerem Öl- und Gasvorkommen vermutet. Seit den 1970er Jahren gibt es daher Streit über die Frage, ob in dem Naturschutzgebiet tatsächlich Förderanlagen errichtet werden dürfen. Lange Zeit konnten die Demokraten entsprechende Vorhaben blockieren. Vor drei Jahren nutzten die Republikaner ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus dann aber, um die Regierung zur Vergabe von Lizenzen zu verpflichten. Nun hat das Innenministerium einen entsprechenden Plan vorgelegt. Demnach soll die Öl- und Gasförderung in einem rund 6.000 Quadratkilometer großen Bereich in der Nähe der Küste erlaubt werden. Energieunternehmen können sich nun darum bewerben, die möglichen Vorkommen genauer zu untersuchen.


Bild: Gemeinfrei

Zahlreiche Firmen könnten Abstand von dem Projekt nehmen

Denn bisher ist nie systematisch erfasst worden, wie viele fossile Rohstoffe dort tatsächlich gefördert werden können. Auch deshalb ist es alles andere als sicher, ob das Projekt zu einem Erfolg wird. Denn die Preise für Rohöl sind massiv gesunken, was aufwändige Projekte tendenziell unwirtschaftlich macht. Öl und Gas unter den klimatischen Bedingungen der Arktis zu fördern ist aber genau das: Teuer und aufwändig. Außerdem legen immer mehr Investoren und Kreditgeber Wert auf nachhaltige Geschäftsmodelle. Bohrprojekte in einem Naurtschutzgebiet können da schnell zum PR-Fiasko werden. Die US-Regierung treibt das Projekt dennoch voran, weil sie die Energieunabhängigkeit des Landes stärken möchte. Außerdem erhofft sie sich, tausende neue Jobs zu schaffen. Ein Teil des anfänglichen Optimismus ist allerdings schon wieder verflogen: Der geschätzte Gewinn für die Staatskasse wurde von 1,8 Milliarden Dollar auf die Hälfte reduziert.

Das einzigartige Ökosystem droht aus der Balance zu geraten

Umweltschützer laufen ohnehin Sturm gegen das Projekt und kündigten zahlreiche Klagen an. Außerdem sollen Öl- und Gasfirmen direkt angesprochen und von einem Verzicht überzeugt werden. Neben Eisbären leben in dem Naturschutzgebiet vor allem nordamerikanische Rentiere. Die Weibchen bringen dort unter anderem ihren Nachwuchs zur Welt. Das einzigartige Ökosystem könnte massiv gestört werden, wenn nun Lastwagen, Hubschrauber und Arbeitskräfte in großer Zahl in die Region strömen. Bisher leben in dem Gebiet lediglich die traditionellen Bewohner der Gwich’in. Diese lehnen Öl- und Gasbohrungen ebenfalls ab, weil sie fürchten, dass ihnen dadurch die Lebensgrundlage entzogen werden könnte. Denn die traditionellen Einwohner leben mit und von dem einzigartigen Ökosystem. Dies wollen sie unter keinen Umständen aufgeben für mögliche Jobs in einer nicht gerade zukunftsträchtigen Branche wie der Ölindustrie.


Via: Washington Post

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