Andrew Adamatzky ist ein eher ungewöhnlicher Informatiker. Darauf deutet schon sein Jobtitel hin: Er leitet das Unconventional Computing Laboratory der University of the West of England. In dieser Funktion versah er nun Exemplare von vier verschiedenen Pilzarten mit extrem sensiblen Elektroden. Der Hintergrund: Von Bäumen ist bereits bekannt, dass sie unterirdische Verbindungen nutzen, um etwa Warnungen vor Schädlingen weiterzugeben. Etwas ähnliches vermutete Adamatzky auch bei Pilzen. Tatsächlich widersprechen seine Messergebnisse diesem Verdacht zumindest nicht. So wurden in der Tat immer wiederkehrende Phasen elektrischer Aktivität gemessen. Diese dauerten zwischen einer und 21 Stunden und erreichten Spannungsspitzen von 0,03 bis 2,1 Millivolt. Interessanter als diese absoluten Zahlen ist allerdings die Verteilung. Denn hier erkannten die Forscher immer wiederkehrende Muster. Ihre Vermutung: Es handelt sich um eine Form der Kommunikation, die über das Pilzmyzelen im Untergrund stattfindet.


Pilze
Foto: Pilze; Powerhauer CC BY-SA 3.0 (VIA WIKIMEDIA COMMONS)

Die Interpretation der Ergebnisse ist noch umstritten

Deshalb führten sie verschiedene mathematische und linguistische Analysen durch. Das Ergebnis: Tatsächlich könnten die verschiedenen Muster der Spannungsspitzen das Äquivalent zu Sätzen und Wörtern der menschlichen Sprache bilden. So verfügten einzelne Pilze demnach über einen Wortschatz von bis zu fünfzig Wörtern – wovon knapp zwanzig regelmäßig genutzt werden. Bei einem Menschen wäre so nur eine sehr eingeschränkte Kommunikation möglich. Für die Tier- und Pflanzenwelt stellt dies hingegen einen überraschend hohen Wert dar. Folgt man den durchgeführten Analysen ist unter anderem der Gemeine Spaltblättling sogar in der Lage komplexere Strukturen in der Art von Sätzen zu bilden. Die Ergebnisse scheinen also tatsächlich auf eine Form der Kommunikation hinzudeuten. Zwei Einschränkungen müssen allerdings gemacht werden. So konnte bisher nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um rein zufällig stattfindende Spannungsveränderungen handelt. Denn die Forscher wiesen lediglich nach, dass solche Signale gesendet werden – nicht aber dass andere Pilze sie auch empfangen und verstehen.

Auch Hunde und Katzen kommunizieren miteinander

So wurden die Analysen von anderen Wissenschaftlern durchaus mit Interesse zur Kenntnis genommen. Gleichzeitig wird die Interpretation als eigene Sprache der Pilze aber teilweise auch als noch unbelegt betrachtet. Selbst wenn es sich aber um eine Form der Kommunikation handelt, ist man noch weit davon entfernt, diese tatsächlich auch zu entschlüsseln. Oder anders ausgedrückt: Die fünfzig Worte mögen zwar existieren, wir haben aber keine Ahnung, was sie bedeuten. Dass sich daran zeitnah etwas ändern wird, ist eher nicht zu erwarten. Denn auch von Hunden oder Katzen ist bereits seit langer Zeit bekannt, dass sie miteinander kommunizieren. Auch hier ist aber bisher noch keine detaillierte Entschlüsselung gelungen. Zumindest bei Wölfen konnten aber schon interessante Entdeckungen gemacht werden. So betrauern diese unter anderem verloren gegangene Rudel-Mitglieder durch das bekannte Wolfsheulen. Besonders spannend: Je nach sozialem Status des abwesenden Tiers, fällt das Heulen unterschiedlich stark aus.


Via: The Guardian

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