Wirtschaftsminister Robert Habeck befindet sich aktuell im Krisenmodus. Denn die Abhängigkeit von russischen Gasimporten soll so schnell wie möglich reduziert werden. Deswegen bereist der Minister nun verschiedene Staaten, die als Ersatzlieferant in Frage kommen könnten. Den Beginn machte er in Oslo. Schon heute deckt Norwegen rund dreißig Prozent des deutschen Erdgasbedarfs. Nun hat das Königreich zugesagt, die Fördermengen in den eigenen Gasfeldern zu erhöhen. In den kommenden Monaten sollen daher auch die Exporte nach Deutschland nach und nach gesteigert werden. Für Habeck ist dies eine gute Nachricht. Denn bei Norwegen handelt es sich um eine Demokratie und die Gasförderung erfolgt vergleichsweise umwelt- und klimafreundlich. Viele der anderen potenziellen Gaslieferanten erfüllen diese Kriterien nicht. Dies gilt etwa für Fracking-Gas aus den Vereinigten Staaten oder Importe aus politisch bedenklichen Staaten wie Katar oder Saudi-Arabien.


Wasserstoff kann industrielle Prozesse klimaneutral gestalten

Die Kooperation mit Norwegen geht aber über den reinen Export von Gas hinaus. Denn beide Länder wollen auch die Entwicklung eines gemeinsamen Wasserstoffmarkts vorantreiben. So wurde unter anderem eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um den Bau einer Wasserstoff-Pipeline von Norwegen nach Deutschland zu prüfen. Wasserstoff gilt als wichtiger Energieträger der Zukunft. Denn wichtige industrielle Prozesse – etwa in der Stahlindustrie – können nicht einfach elektrifiziert werden. Wasserstoff bietet hier die einzige Möglichkeit, fossile Energieträger zu ersetzen und so das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Allerdings ist Wasserstoff nicht gleich Wasserstoff. Denn die Herstellung ist extrem energieintensiv. Wirklich klimaneutral ist die Verwendung daher nur, wenn hier Ökostrom genutzt wird. Dann spricht man von so genanntem grünen Wasserstoff. Genau damit kann Norwegen aber erst einmal noch nicht dienen.


Blauer oder grüner Wasserstoff?

Stattdessen setzt die norwegische Regierung zunächst auf eine etwas umständliche Alternative. So will das Land Erdgas für die Produktion von Wasserstoff nutzen. Dies wird normalerweise als blauer Wasserstoff bezeichnet. Norwegen plant nun allerdings, die dabei entstehenden CO2-Emissionen einzufangen und dauerhaft zu speichern. Theoretisch kann der gesamte Prozess dadurch ebenfalls klimaneutral ablaufen. Allerdings ist diese sogenannte CCS-Technologie bei Umwelt- und Klimaschützern nicht unumstritten. Der Ansatz bringt aber zumindest den Vorteil mit sich, dass er vergleichsweise schnell umgesetzt werden kann. Im Idealfall könnte so bereits eine Wasserstoff-Industrie aufgebaut werden, bevor ausreichend große Mengen an Ökostrom zur Verfügung stehen. In der Vergangenheit war die Bundesregierung trotzdem eher skeptisch eingestellt gegenüber dieser Form von blau-grünem Wasserstoff. Die Ukraine-Krise scheint aber auch hier zu einem Umdenken geführt zu haben, so dass die Kooperation mit Norwegen nun verstärkt vorangetrieben wird.

Via: Euractiv

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