Frankreich setzt so stark wie kein anderes Land weltweit auf die Atomkraft zur Stromerzeugung. Konkret liegt der Anteil der Atommeiler am landesweiten Strommix bei stolzen 71 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland lag der entsprechende Wert im vergangenen Jahr bei lediglich 13,7 Prozent. Auch in Frankreich werden aber schon seit einiger Zeit keine neuen Atomkraftwerke mehr gebaut. Stattdessen laufen die alten Meiler einfach weiter. Teilweise wurde inzwischen die ursprünglich geplante Laufzeit von vierzig Jahren deutlich überschritten. Für den mehrheitlich staatlichen Betreiber EDF ist dies ein lukratives Geschäft. Denn die Anlagen sind längst abgeschrieben und erwirtschaften so hohe Gewinne. Zumal – wie bei der Atomkraft üblich – keine Versicherung für das Risiko eines schweren Störfalls abgeschlossen werden muss.


Bild: Stefan Kühn / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Der Stromverbrauch ist um ein Fünftel zurückgegangen

Aktuell allerdings haben die Manager des Konzerns ein kleines Problem: Der in den Atomkraftwerken produzierte Strom wird nicht vollständig benötigt. Der Grund dafür ist – wie so häufig in letzter Zeit – die anhaltende Corona-Krise. Denn auch in Frankreich wurde eine weitgehende Ausgangssperre verhängt. Außerdem wurden Teile der Wirtschaft heruntergefahren. Die logische Folge: Der Stromverbrauch der Industrie ist deutlich gesunken, weil geschlossene Fabriken nun einmal deutlich weniger Energie verbrauchen. In Zahlen ausgedrückt ist der Stromverbrauch in Frankreich um rund zwanzig Prozent eingebrochen. Eigenen Angaben zufolge denkt EDF daher nun darüber nach, einige Atommeiler vorübergehend vom Netz zu nehmen. Statt wie bisher geplant in diesem Jahr mindestens 375 Terawattstunden Atomstrom zu produzieren, soll der entsprechende Wert auf rund 300 Terawattstunden sinken.

Ein dauerhafter Atomausstieg ist aktuell kein Thema

Dadurch kann zum einen Brennstoff eingespart werden, der dann in den kommenden Jahren sinnvoller genutzt werden kann. Gleichzeitig bietet die aktuelle Situation die Gelegenheit, Wartungs- und Reparaturarbeiten vorzunehmen. Diese sind teilweise durchaus nötig. Denn insbesondere die älteren Meiler gelten als sehr störungsanfällig. Ein dauerhafter Ausstieg aus der Atomkraft ist hingegen nicht geplant: Schon im nächsten Jahr sollen wieder bis zu 360 Terawattstunden Atomstrom produziert werden. Zumindest das umstrittene Atomkraftwerk in Fessenheim in unmittelbarer Nähe der deutschen Grenze soll im Juni aber dauerhaft vom Netz gehen. Auch danach dürfte französischer Atomstrom in Deutschland noch eine gewisse Rolle spielen. Denn weil der Ausbau der Stromleitungen nicht schnell genug vorankommt, muss regelmäßig Strom aus Frankreich importiert werden. Dieser stammt dann nicht selten von den dortigen Atommeilern.


Via: Yahoo

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