Immer mehr private Unternehmen bringen kleine Satelliten ins All. Die ambitioniertesten Pläne in diesem Zusammenhang verfolgt SpaceX. Das von Elon Musk geführte Unternehmen will langfristig mehr als 40.000 Satelliten ins All bringen. Das Ziel des Projekts Starlink: Schnelles Internet auch in den letzten Winkel der Erde bringen. Aber auch andere Firmen machen sich die gesunkenen Kosten für Raketenstarts und Satellitentechnik zunutze und verfolgen eigene Projekte. Alles in allem dürfte sich die Zahl der Satelliten im All daher in den nächsten Jahren vervielfachen. Der Politikwissenschaftler William Akoto hat sich auf die Gefahren durch Cyberangriffe spezialisiert und spricht nun eine eindringliche Warnung aus: Die zahlreichen Satelliten im All sind nicht ausreichend gegen Hackerangriffe geschützt. Zur Begründung verweist er auf eine ganze Reihe an strukturellen Problemen.


Satellit Umlaufbahn
Foto: spac0556, NOAA Photo Library, Flickr, CC BY-SA 2.0

Etablierte Standards zur Cybersicherheit gibt es nicht

So sind die Unternehmen darauf angewiesen, die Kosten für die einzelnen Satelliten möglichst niedrig zu halten. Da liegt die Versuchung nahe, bei Themen wie der Cybersicherheit zu sparen, die zunächst einmal keine Auswirkung auf die operativen Fähigkeiten haben. Ebenfalls aus Kostengründen wird oftmals auf allgemein verfügbare Soft- und Hardware zurückgegriffen. Dies hat allerdings den Nachteil, dass potentielle Hacker sich mit den Stärken und Schwächen der verwendeten Lösungen vertraut machen können. Die Verwendung von Open-Source-Software bringt zudem die Gefahr von eingebauten Hintertüren mit sich. Außerdem sind im Laufe der Produktion eines Satelliten zahlreiche Firmen involviert, wodurch sich die Zahl der möglichen Einfallstore erhöht. Verschlimmert wird die Problematik durch die Tatsache, dass es bisher keine staatliche Regulierung und keine etablierten Standards in diesem Bereich gibt.

Diese Gefahren drohen durch Hacker im All

Bleibt die Frage zu klären, was Hacker im Zweifelsfall mit einem übernommenen Satelliten anrichten können. Zunächst einmal könnten sie dessen Funktionsfähigkeit beenden. Hier verweist Akoto auf ein Beispiel aus dem Jahr 1998. Damals sollen Hacker die Kontrolle über den deutschen Satelliten ROSAT übernommen und die Solarmodule direkt in Richtung Sonne ausgerichtet haben. Dadurch kam es zu einer Überlastung der Batterien und der Satellit wurde schwer beschädigt. Alternativ könnten Hacker aber auch gezielt falsche Signale in Richtung Erde senden und so Einfluss auf kritische Infrastruktur nehmen. Und zu guter Letzt wäre auch noch die direkte Konfrontation denkbar. So könnten die Satelliten beispielsweise bewusst in die Internationale Raumstation ISS gesteuert werden. Der Forscher ruft daher die US-Regierung und die betroffene Industrie auf, schnellstmöglich gemeinsame Standards zu etablieren und diese auch durchzusetzen.


Via: The Conversation

1 Kommentar

  1. Milan

    25. Februar 2020 at 14:41

    Hat sich da eventuell ein Fehler eingeschlichen? Wieso sollte explizit bei Verwendung von Open Source Software die Gefahr einer Backdoor Vulnerability bestehen? Das genaue Gegenteil ist der Fall. „Closed Source“ bzw. proprietäre Software birgt genau die im Artikel angesprochene erhöhte Gefahr einer unentdeckten Hintertür.

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