Auch rund dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es in Deutschland in Sachen Wirtschaftsleistung noch eindeutige Unterschiede. So kommen die fünf neuen Bundesländer hier nur auf 75 Prozent des Westniveaus. Dies wiederum schlägt sich auch in niedrigeren Gehältern und weniger Vermögen nieder. Für Experten ist dies allerdings nicht verwunderlich. Denn auch die westdeutsche Wirtschaft ist seit dem Mauerfall in der Regel weiter gewachsen. Um wirklich aufzuholen hätten die ehemaligen Ostgebiete also überdurchschnittlich stark wachsen müssen. Immerhin: Vergrößert hat sich der Abstand auch nicht. Experten des Fraunhofer-Instituts sehen nun aber eine große Chance auf die vergleichsweise neuen Länder zukommen. Denn der Kampf gegen den Klimawandel sorgt in vielen Industrien für gewaltige Umbrüche. Fossile Energieträger müssen durch Alternativen ersetzt werden. Die meisten Betriebe setzen in diesem Zusammenhang auf die Nutzung von Wasserstoff.


Der Ökostrom-Überschuss könnte zum Vorteil werden

Oftmals wird daher auch von der Umstellung auf eine Wasserstoffwirtschaft gesprochen. Damit einhergehen müsste auch der Aufbau einer ganz neuen Industrie, um den begehrten Rohstoff zu produzieren und zu transportieren. Genau hier sehen die Forscher in Ostdeutschland ideale Voraussetzungen – und zwar in gleich mehreren Punkten. Zum einen wird in den vergleichsweise schwach besiedelten Gebieten viel Ökostrom produziert, aber nur wenig verbraucht. Bisher wird dieser daher oftmals über Stromleitungen in den Süden der Republik transportiert. Zukünftig könnte der überschüssige Strom allerdings genutzt werden, um Wasserstoff zu produzieren. Gleichzeitig existiert in den einzelnen Bundesländern auch schon wichtige Expertise, um die neue Technologie zum Einsatz zu bringen. In Sachsen-Anhalt etwa existiert eine traditionsreiche Chemie-Industrie. Thüringen wiederum kann auf Expertise in der Mess- und Regelungstechnik verweisen, während Sachsen starke Unternehmen im Anlagen- und Maschinenbau besitzt.


Wasserstoff soll Deutschland zur Klimaneutralität verhelfen

Aktuell erfolgt die Wasserstoffherstellung zumeist noch dezentral in unmittelbarer Nähe der Pilotprojekte. Langfristig scheint aber eine Skalierung unausweichlich zu sein. Die Produktion würde dann eher zentralisiert mithilfe von großen Elektrolyseuren stattfinden. Anschließend müsste der Wasserstoff zu den Abnehmern transportiert werden. In einem solchen Szenario wären die neuen Bundesländer gut aufgestellt, um einen nicht unerheblichen Teil der Wertschöpfung innerhalb der Wasserstoffwirtschaft zu erbringen. Sie würden damit auch einen wertvollen Beitrag leisten, um das Ziel der Bundesregierung bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden zu erreichen. Ganz ohne staatliche Förderung wird die Umstellung zudem nicht gelingen. Im Rahmen einer europäischen Initiative hat die Bundesregierung daher erst kürzlich rund acht Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Gefördert werden damit unter anderem auch 15 Projekte in Ostdeutschland.

Via: Fraunhofer

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