Wer in den letzten Monaten öfter einmal in Berlin-Spandau unterwegs war, dürfte die Bauarbeiten bereits bemerkt haben: Dort entsteht ein 45 Meter hoher und 43 Meter breiter Turm. Inzwischen hat der Betreiber Vattenfall damit begonnen, diesen mit Wasser zu befüllen. Es handelt sich allerdings keineswegs um eine Neuauflage der historischen Wassertürme. Um genau zu sein, geht es auch gar nicht um die Wasserversorgung der Stadt. Stattdessen handelt es sich um eine Maßnahme, die sicherstellen soll, dass es auch im Winter in den Berliner Wohnungen nicht zu kalt wird. Gewissermaßen ist der Bau also eine Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und die dadurch entstandenen Unsicherheiten bei der Erdgasversorgung. Deutschlands größter Wärmespeicher wird irgendwann einmal mit 56 Millionen Litern Wasser befüllt sein. Diese große Menge dort hinein zu schaffen, ist allerdings alles andere als einfach.


Bild: Vattenfall

Der Tank wird über das Fernwärmenetz befüllt

Denn es kann nicht einfach ein Wasserhahn aufgedreht werden. So muss das Wasser zunächst teilentsalzt und entgast werden. Es ähnelt dann eher dem vom Bügeln bekannten destillierten Wasser. Grundsätzlich könnte man auch einfach normales Trinkwasser nehmen. Dies würde aber zu einem stärkeren Verschleiß der Infrastruktur führen und so langfristig höhere Kosten mit sich bringen. Anschließend wird das Wasser in die Rohre des Berliner Stadtwärmenetzes eingespeist und fließt über diese in den riesigen Tank. Auch hier gilt es einige Herausforderungen zu meistern. So gibt es auch beim Fernwärmenetz aus historischen Gründen noch immer einige Engpässe beim Übergang zwischen Ost- und Westteil der Stadt. Dies muss bei der Planung berücksichtigt werden. Die Ingenieure des Energiekonzerns sind sich trotzdem sicher, die Befüllung des Wärmespeichers innerhalb der geplanten Zeit von zwei Monaten erfolgreich abschließen zu können.

Das Wasser wird auf 98 Grad Celsius erhitzt

Wie viel Wasser dabei tatsächlich in den Turm fließt, lässt sich anhand eines Fakts verdeutlichen: Nach der Befüllung wird sich das Fundament des Baus aufgrund des enormen Gewichts um stolze sechs Zentimeter abgesenkt haben. Zukünftig soll die Anlage dann überschüssigen Ökostrom aufnehmen und damit das Wasser auf 98 Grad Celsius erhitzen. Diese Wärme kann dann bei Bedarf genutzt werden, um etwa Wohnungen zu heizen. Insgesamt verfügt der Speicher über eine thermische Leistung von 200 Megawatt. Dies reicht aus, um selbst bei sehr kalten Bedingungen die Wärmeversorgung für rund 13 Stunden sicherzustellen. Sofern tatsächlich nur Ökostrom genutzt wird, um das Wasser zu erhitzen, handelt es sich zudem sogar um einen klimaneutralen Vorgang. Vattenfall selbst spricht daher sogar von einem „Meilenstein“ in Sachen CO2-Reduktion. Tatsächlich handelt es sich um ein interessantes Beispiel für einen neuen Ansatz, der die Energiewende weiter voranbringt.


Via: Vattenfall

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