Nicht nur weite Teile Europas leiden in diesem Sommer unter einer lang anhaltenden Trockenheit. Selbiges gilt auch für Regionen in China. Dort hat die Hitze teilweise einen doppelt negativen Effekt. Zum einen werden dadurch mehr Klimaanlagen angestellt, was den Stromverbrauch ansteigen lässt. Gleichzeitig sind die Stauseen aber inzwischen so leer, dass die Stromproduktion eingeschränkt werden muss. Darunter leidet auch die Wirtschaft. So mussten in der Region Sichuan teilweise Fabriken schließen, während Tesla die firmeneigenen Ladestationen für Elektroautos vorübergehend abschaltete. Die Behörden in China wollen daher nicht einfach weiter auf die Launen des Wettergotts vertrauen. Stattdessen soll der Regen nun mithilfe von technischen Lösungen erzwungen werden. So hat das staatliche Meteorologie-Institut in der Region zwei Drohnen losgeschickt, die auf einer Fläche von 6.000 Quadratkilometern für den lang ersehnten Regen sorgen sollen.


Die Technologie kam auch schon bei Olympia 2008 zum Einsatz

Das dabei genutzte Verfahren ist bereits seit einiger Zeit bekannt. Die Drohnen suchen nach Wolken mit hohem Feuchtigkeitsanteil. In diesen wird dann in der Regel Silberjodid ausgebracht. Das Material begünstigt die Eisbildung. Um die Eispartikel sammelt sich anschließend die Flüssigkeit, bis die einzelnen Tropfen schwerer sind als Luft – und als Regen in Richtung Boden fallen. Grundsätzlich funktioniert dieses Verfahren recht zuverlässig. Bisher wurde es in China allerdings vor allem genutzt, um ungewünschte Regenfälle zu vermeiden, indem die Wolken frühzeitig zum abregnen gezwungen werden. Auf diese Weise wurde etwa bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 für gutes Wetter gesorgt. Nun wird der Trick eingesetzt, um gezielt an bestimmten Orten für Regen zu sorgen. Ganz unbedenklich ist ein solcher Eingriff in die natürlichen Wasserkreisläufe allerdings nicht. Denn die Menge an Regen insgesamt wird dadurch natürlich nicht erhöht.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren


Video laden

Konflikte um Wasser könnten sich noch verschärfen

Gesteuert werden kann lediglich, wo der Regen herunterkommt. Das bedeutet aber eben auch: An anderer Stelle fehlen diese Niederschläge dann. Es darf durchaus in Frage gestellt werden, ob der Mensch wirklich in der Lage ist, diese komplexen Wechselwirkungen ausreichend gut zu verstehen, um unerwünschte Effekte ausschließen zu können. Theoretisch kann die Technologie zudem sogar die zwischenstaatlichen Konflikte rund um die Ressource Wasser verstärken. Bisher gibt es solche Streitigkeiten vor allem bei grenzüberschreitenden Flüssen. Zwischen Äthiopien sowie Ägypten und dem Sudan droht deshalb sogar ein bewaffneter Konflikt. Käme nun ein Staat auf die Idee, Wolken immer gezielt vor der eigenen Landesgrenze zum regnen zu bringen, würde dies bei den Nachbarländern wohl ebenfalls nicht auf große Begeisterung stoßen. Die meisten Staaten verzichten daher bisher auf solche Eingriffe. Je trockener es in einigen Ländern aber wird, desto größer dürfte die Versuchung werden.

Via: Der Standard

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.