Als „Geisternetze“ werden Fischernetze bezeichnet, die entweder absichtlich oder versehentlich im Meer vergessen, verloren oder schlicht entsorgt werden. Sie erfüllen keinen praktischen Zweck mehr, sind aber nach wie vor eine nicht zu unterschätzende Gefahr für maritime Lebewesen und können dramatische Effekte auf Ökosysteme in den Ozeanen haben. Eine Möglichkeit, diese Gefahr zu entschärfen, wäre der Einsatz biologisch abbaubarer Netze.


Kompostierbare Netze für die Fischerei-Industrie

Fischernetze werden in der Single-Use Plastics Directive, der Einwegplastik-Direktive der Europäischen Union, die im Juli 2021 herauskommen wird, als deutliches Problemfeld identifiziert. Deshalb sind in der EU-Direktive Maßnahmen zum Einsammeln und Recycling alter Netze enthalten. Allerdings stellt dies weiterhin eine Herausforderung dar – nicht zuletzt wegen der gewaltigen Dimensionen der Ozeane.


Das Unternehmen SEALIVE will dieser Problematik mit biologisch abbaubaren Fischernetzen aus Materialien wie Mikroalgen entgegentreten. Bereits die Produktion dieser Netze ist nahhaltiger als die von Netzen, die auf Kunststoffen aus fossilen Brennstoffen basieren. Außerdem werden die Netze auch im industriellen Maßstab kompostierbar sein, was vor allem deshalb wichtig ist, weil es bisher in vielen Ländern keine verbreitete Infrastruktur zum Recycling von Fischernetzen gibt. Das Recyceln traditioneller Fischernetze ist außerdem arbeitsintensiv und wirtschaftlich nicht lohnend.

Praxistest für die Netze

Das Ziel von SEALIVE ist es, einen Wechsel hin zu biologisch abbaubaren, kompostierbaren Netzen zu initiieren und außerdem die nötige Infrastruktur zum Sammeln der alten Netze zu etablieren. So soll ein Markt für anderweitig nutzlose Fischernetze entstehen, der Anreize für die Fischerei-Industrie bietet, zu nachhaltigen Entsorgungsmethoden zu wechseln. Wenn die biologisch abbaubaren Netze dennoch mal verlorengehen, werden sie im Wasser wesentlich schneller abgebaut als traditionelle Netze. Das Potenzial, dass diese Netze als „Geisternetze“ enden, ist somit wesentlich niedriger.

In einem 12-monatigen Test sollen die Netze von SEALIVE nun auf die Probe gestellt und unter realen Konditionen für 12 Monate getestet werden. Die Ergebnisse dieses Tests sollen dabei helfen, die Effektivität und Einsetzbarkeit der Netze zu evaluieren.

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