Künstliche Intelligenz wird schon bald kaum aus unserem Leben wegzudenken sein. Schon heute nutzen viele täglich digitale Assistenten wie Siri oder den Google Assistant. Und der Suchmaschinengigant aus Mountain View hat kürzlich gezeigt, wo diesbezüglich die Reise hingeht. Auf der Entwicklerkonferenz I/0 hat Google eine Unterhaltung am Telefon präsentiert, wo nicht mehr wirklich erkennbar war, auf welcher Seite der Leitung kein Mensch saß, sondern ein Computern. Dieser Ausblick ist gleichzeitig vielversprechend und erschreckend.


Duplex: Konsequente Weiterentwicklung digitaler Assistenten

Auf der I/0-Konferenz spielte Google-Chef Sundar Pichai dem staunenden Publikum die Aufzeichnung eines Telefongesprächs vor, bei dem eine Gesprächspartnerin für eine ihrer Kundinnen einen Friseurtermin bucht. Nur, dass es sich bei dieser Stimme nicht um einen Menschen handelte, sondern um eine künstliche Intelligenz, die bei Google unter dem Codenamen Duplex entwickelt wird. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des digitalen Assistenten. Googles Entwickler haben die KI auf bestimmte Situationen trainiert, weshalb das Programm aktuell nur für bestimmte Situationen angewendet werden kann. Im Moment umfasst das Repertoire von Duplex Reservierungen in Restaurants sowie das Buchen von Friseurterminen und die Abfrage von Öffnungszeiten.


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Mit Duplex möchte Google seinen Nutzern in Zukunft die Möglichkeit geben, bestimmte Anrufe an die künstliche Intelligenz abgeben zu können. Ein einfacher Sprachbefehl wie „Hey Google, reservier mir für morgen um 21 Uhr einen Tisch für drei Personen im Ratskeller“ wird dann Google Duplex auf den Plan rufen. Das Programm ruft dann das Restaurant an, reserviert den Tisch und trägt den Termin im Kalender ein. Dabei setzt die KI natürliche Sprache ein, kann auf den Gesprächsteilnehmer reagieren und wirkt dabei so echt, dass die Besucher der I/0-Konferenz den Mund kaum zubekamen.

Mensch oder Computer?

Wer die Aufzeichnung vergangene Woche hörte, der wäre nie auf die Idee gekommen, dass es sich bei einem der Teilnehmer nicht um einen Menschen handelt. Google hat Duplex so entwickelt, dass die Aussprache nicht wie von den Assistenzprogrammen gewöhnt mechanisch und monoton klingt, sondern deutlich menschlicher. Duplex macht Pausen, murmelt ab und an ein „Mmh“ und erweckt den Eindruck, dem Gegenüber tatsächlich zuzuhören. Wenn das Programm auf eine Gesprächssituation nicht mehr ausreichend reagieren kann, kann ein menschlicher Operator oder eben der Nutzer selber eingeschaltet werden.

Da es sich bei der Präsentation um eine Aufzeichnung und nicht um eine Live-Vorführung handelte, ist sie noch mit Vorsicht zu genießen. Allerdings sollte erwähnt werden, dass Google nicht gerade für künstlich aufgeputschte Keynotes bekannt ist.

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Die Technologie wirft ethische Fragen auf

Die Tatsache, dass in Zukunft Systeme existieren, die einem Gegenüber in einem Gespräch vortäuschen können, sie seien menschlich, wirft ethische Fragen auf. Vorrangig stellt sich das Problem, ob die KI gegenüber dem Angerufenen offenlegen sollte, dass er nicht mit einem Menschen spricht. Umsetzbar wäre das allemal. Duplex müsste sich einfach nur als „Google Assistant“ vorstellen. Außerdem stellt sich die Frage nach der Sicherheit in Hinblick auf eventuelle Betrugsversuche. Google zeigte etwa ebenso auf der I/0 am Beispiel von Prominenten wie dem Musiker John Legend, wie Stimmen digitalisiert und dann digital nutzbar gemacht werden können. Viele Antworten auf solche Fragen hat Google noch nicht, allerdings befindet sich Duplex auch noch in den Kinderschuhen.

Der Aufwand hinter derartigen Technologien ist noch enorm. Aber der technische Fortschritt ist rasant, und in ein paar Jahren könnte es uns passieren, dass wir uns mit einer KI unterhalten, ohne es zu merken. Ob das für uns alle ein wünschenswertes Szenario ist, darf bezweifelt werden.

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