Die Corona-Pandemie hat auch innerhalb der Europäischen Union einige Gewissheiten ins Wanken gebracht. So sollten Grenzschließungen innerhalb der Staatengemeinschaft eigentlich der Vergangenheit angehören. Rein rechtlich ist dies auch heute noch der aktuelle Stand. Im Gegenzug sollen die Kontrollen an den Außengrenzen sehr strikt erfolgen. Um dies zu gewährleisten, investiert die EU jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag in entsprechende Forschungsprojekte. Das Ziel: Moderne Technologien zu entwickeln, die die Grenzbeamten bei ihrer Arbeit unterstützen können. So wird aktuell unter anderem an Überwachungsdrohnen gearbeitet, die auch in dicht bewaldeten Gebieten automatisiert Menschen erkennen können. Ein Teil des Geldes fließt aber auch in Projekte, die an einem alten Traum aller Strafverfolger zu arbeiten scheinen: Dem Lügendetektor. Zwar wird dieser Begriff offiziell nicht verwendet, doch in der Realität handelt es sich zumindest um einen Schritt in diese Richtung.


© Raimond Spekking, via Wikimedia Commons

An einigen der Ansätze wird bereits schon länger geforscht

Denn es wird an Technologie geforscht, die Grenzbeamten helfen soll, „unaufrichtige“ Aussagen zu identifizieren. Anders als in den bisher aus vielen Filmen bekannten Varianten werden dabei allerdings keine körperlichen Parameter aufgezeichnet und abgeglichen. Stattdessen wertet die Software die Antworten eines Befragten quantitativ und inhaltlich aus. Wie dies im Detail funktioniert, dürfen die beteiligten Forscher nicht verraten. Aus der Forschung sind aber bereits einige entsprechende Ansätze bekannt. So wird teilweise untersucht, wie viele Wörter aus der Frage sich auch in der Antwort wiederfinden. Die Theorie: Bei lebhaften Erinnerungen werden eher eigene Worte genutzt, während bei ausgedachten Geschichten sich im Zweifel eher an den Worten aus der Fragestellung orientiert wird. Andere Ansätzen versuchen, aus der Sprechgeschwindigkeit der Befragten entsprechende Rückschlüsse zu ziehen. Bisher haben aber alle Theorien eins gemeinsam: Den Praxistest konnten sie nicht bestehen.

An den Grenzen ergeben sich besondere Schwierigkeiten

Dies kann sich durch neue EU-Gelder und weitere Forschungsarbeit natürlich noch ändern. Allerdings haben es die Forscher bei Befragungen durch Grenzbeamte mit einer besonderen Schwierigkeit zu tun. Denn in vielen Fällen kommunizieren die Beamten und die Befragten nicht in ihrer jeweiligen Muttersprache. Da kann es nur natürlich sein, dass jemand bei der Antwort auf Wörter aus der Fragestellung zurückgreift – nicht weil er lügt, sondern weil der Wortschatz vergleichsweise begrenzt ist. Hinzu kommen kulturelle Unterschiede. So unterscheidet sich das Sprechtempo in verschiedenen Sprachen teilweise deutlich. Und zwar unabhängig davon, ob jemand die Wahrheit sagt oder lügt. Es wäre daher durchaus interessant zu wissen, inwiefern das EU-Geld tatsächlich zu Durchbrüchen geführt hat. Bisher allerdings glänzt die EU-Kommission hier nicht gerade mit Transparenz. Aber immerhin: Bevor eine solche Technologie tatsächlich zum Einsatz kommt, muss zunächst noch der Ethikbeirat zustimmen.


Via: Der Standard

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