Das Schengen-Abkommen hat innerhalb der meisten EU-Länder für offene Grenzen gesorgt. Gleichzeitig wurde aber auch ein massiver Schutz der Außengrenzen vereinbart. Insbesondere den südeuropäischen Ländern wurde damit ein nicht unerheblicher Teil der Last aufgelegt. Griechenland beispielsweise verfügt über Land- und Seegrenzen mit der Türkei und ist somit erster Zielpunkt zahlreicher Einwanderungsströme. Schon seit einigen Jahren versucht die Europäische Union dem Land daher bei der Überwachung der Grenzen zu helfen. Dies geschieht etwa durch den Einsatz der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache – kurz: Frontex. Hierbei kam es Recherchen von Journalisten zufolge aber immer wieder zu Rechtsbrüchen und all zu forschem Vorgehen. Parallel dazu unterstützt die EU-Kommission aber auch Forschungsprojekte, die eine verstärkte technologische Überwachung der Grenzen zum Ziel haben. Unter dem Namen „Reaction“ wird so etwa an Drohnen gearbeitet, die die gemachten Bilder selbstständig in Echtzeit auswerten können.


dji-phantom-quadcopter

Die KI-Auswertung soll in Echtzeit erfolgen

Die beteiligten Forscher können hier auf zahlreiche EU-finanzierte Forschungsprojekte aus der Vergangenheit zurückgreifen. Getestet werden sollen unter anderem handelsübliche Drohnen der chinesischen Firme DJI. Diese sollen mit intelligenten Algorithmen ausgestattet werden und bei erkannten Grenzverletzungen zum einen selbstständig die Verfolgung aufnehmen und zum anderen menschliche Einsatzkräfte alarmieren. Experten sind aber skeptisch, was die Nutzung der preiswerten handelsüblichen Drohnen angeht. Denn diese verfügen nur über eine recht eingeschränkte Stromversorgung. Die von der griechischen Regierung angestrebte „künstliche Echtzeit-Intelligenz“ ist so kaum zu realisieren oder würde die Reichweite enorm einschränken. Die griechischen Forscher arbeiten daher auch an einer selbst entwickelten Drohne. Diese bringt alle technischen Voraussetzungen mit, ist aber eben auch teurer als die handelsübliche Variante. Zum Einsatz kommen sollen die Überwachungsdrohnen auf jeden Fall im griechisch-türkischen Grenzgebiet.

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Auch die griechisch-bulgarische Grenze wird überwacht

Die von den Drohnen gewonnenen Daten werden zudem in verschiedene zentrale Polizei-Systeme integriert. An besonders kritischen Stellen fördert die Europäische Union zudem den Bau von Überwachungsmasten mit Wärmesensoren und einer Telefonüberwachung. An der griechisch-bulgarischen Grenze wiederum sollen unter dem Projektnamen Foldout verschiedene Technologien kombiniert werden, um auch in dicht bewaldeten Gebieten gezielt Personen aufspüren zu können. Kritisch ist allerdings die Frage, wie mit den georteten Personen dann weiter verfahren wird. Offiziell spricht die griechische Regierung davon, dass es um die Rettung von Geflüchteten geht. Tatsächlich gab es in der Vergangenheit aber zahlreiche dokumentierte Beispiele dafür, dass eigentlich die Abwehr im Vordergrund steht. So wurde teilweise das Recht zur Stellung eines Asylantrags unrechtmäßig verweigert. Teilweise wurde auch Hilfe unterlassen, wenn sich gefährdete Personen noch außerhalb der Schengen-Grenzen befanden. Diese Probleme werden auch durch den Einsatz von moderner Technik nicht gelöst.

Via: Algorithmwatch

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