Otto Warburg gehörte zu den angesehensten Biochemikern seiner Zeit und wurde unter anderem 1931 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Er gilt zudem als Vorbild und Mentor zahlreicherer späterer Nobelpreisträger. Im Rahmen seiner Forschungsarbeit machte Warburg schon vor rund hundert Jahren eine spannende Entdeckung: Tumore weisen eine hohe Laktatkonzentration auf. Diese entsteht, weil die Krebszellen große Mengen an Glukose und Glutamin benötigen. Bei der Verstoffwechselung fällt Laktat dann als Beiprodukt an. Zahlreiche Forschungen haben sich daher seitdem mit der Milchsäure in Krebszellen beschäftigt. Im Mittelpunkt stand dabei allerdings in erster Linie der Primärtumor. Ein Team von deutschen Wissenschaftlern ist nun allerdings einen Schritt weiter gegangen. Sie nahmen die sogenannten tumordrainierenden Lymphknoten in den Blick. Diese sind auch als Wächterlymphknoten bekannt und kommen als erstes mit der von den Tumoren ausgeschütteten Flüssigkeit in Kontakt.


Krebszellen
T-Zellen beim Angriff auf eine Krebszelle. Foto: Killer T cells surround a cancer cell, NIH Image Gallery, Flickr, CC BY-SA 2.0

Die Milchsäure unterdrückt die Antwort des Immunsystems

Eigentlich müssten die Lymphknoten daher die Immunabwehr in Gang setzen und schützende T-Zellen zum Einsatz bringen. Genau dies geschieht aber nicht. Denn die T-Zellen in den betreffenden Lymphknoten werden gehemmt. Bisher allerdings war noch unklar, wie genau dies geschieht. Hier haben die Forscher nun die sogenannten Fibroblasten in den Blick genommen. Dabei handelt es sich um Zellen, die für die Struktur der Lymphknoten von Bedeutung sind und für eine Verbindung zwischen den dendritischen Zellen und den T-Zellen sorgen. Die dendritischen Zellen haben dabei die Aufgabe, im Ernstfall die T-Zellen zu aktivieren und so die Immunabwehr in Gang zu setzen. Bei Versuchen im Labor und bei Mäusen konnten die Forscher nun zeigen, dass durch die Milchsäure das verbindende Element der Fibroblasten in Mitleidenschaft gezogen wird. Vereinfacht ausgedrückt, sorgt die Verstoffwechselung der Glykose also nicht nur dafür, dass der Tumor wächst, sondern unterdrückt gleichzeitig auch noch die Immunabwehr des Körpers.

Erste vielversprechende Ansätze werden weiter verfolgt

Aus dieser Erkenntnis lassen sich nun verschiedene Erkenntnisse für die Krebsbekämpfung ableiten. Zum einen rückt das Thema Ernährung in den Fokus. Zu viel Zucker und Fett erhöhen demnach die Wahrscheinlichkeit von Brustkrebs und anschließender Metastasierung. Gleichzeitig wird dadurch die Immunabwehr des Körpers geschwächt. Einfach gar nichts mehr zu essen, ist aber natürlich auch keine Lösung. Parallel dazu ergeben sich daher auch mögliche Ansätze für die Krebsbehandlung. Denkbar wären beispielsweise Maßnahmen, um die Wirkung der Milchsäure in den Lymphknoten zu neutralisieren. Bei ersten Versuchen zeigte sich beispielsweise, dass die negativen Effekte nicht mehr auftraten, sobald der PH-Wert in den Zellen angehoben wurde. Hier wollen die Forscher nun mit weiteren Experimenten anknüpfen und dabei vor allem auch mit humanen Zellen arbeiten. Im Idealfall kann dann irgendwann die Unterdrückung der Immunabwehr verhindert werden.


Via: UKW

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