Lithium, einer der wichtigsten Rohstoffe bei der Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien, muss in Deutschland zu fast 100 Prozent importiert werden. Das soll sich ändern. Zumindest ein großer Teil des Bedarfs soll künftig im eigenen Land produziert werden. Zwei Quellen lassen sich anzapfen: Thermalwässer in einer Tiefe von mehr als 1000 Metern und lithiumhaltiges Gestein in stillgelegten Bergwerken im Harz.


Foto: EnBW/Uli Deck

In Bruchsal liegt das Potenzial bei 800 Tonnen

Das Karlsruher Institut für Technologie entwickelt gemeinsam mit dem Karlsruher Energieversorger EnBW eine Technik zur Extraktion von Lithium aus dem Thermalwasser, das für die Geothermieanlage Bruchsal aus einer Tiefe von gut 2500 Metern gefördert wird. Die Stromproduktion und die Einspeisung von Wärme in Fernwärmenetz werden davon nicht beeinträchtigt.


Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass sich in jedem Liter Thermalwasser 150 Milligramm Lithium befinden. Pro Jahr werden in Bruchsaal schätzungsweise 800 Tonnen in Wasser gelöstes Lithium hochgepumpt und zurückgeführt, wenn es seine Energie abgegeben hat. Die Lithiummenge reichte aus, um 80.000 Batterien für einen Tesla Modell S herzustellen. Die Menge reiche zwar nicht, um den Bedarf in Deutschland zu decken, sagt Professor Jochen Kolb, Leiter der Abteilung Geochemie und Lagerstättenkunde am Institut für Angewandte Geowissenschaften am KIT. Wegen kurzer Transportwege und den Verzicht auf die bergmännische Gewinnung werde auch die Umwelt von dem Projekt namens UnLimited (Untersuchungen zur Lithiumproduktion aus heißen Tiefenwässern in Deutschland) profitieren.

Weitere Quellen am Oberrhein und im Norden

UnLimeted hat gezeigt, dass es im Norddeutschen Becken und im Oberrheingraben Thermalwässer mit erhöhten Lithiumgehalten gibt. Sie lassen sich aus Tiefen von bis zu 5000 Metern fördern. Das sie bis zu 160 Grad Celsius heiß sind könnten sie zusätzlich zur Stromerzeugung und als Quellen für Fernwärme genutzt werden.

Bergbau im Harz soll wieder aufleben

Im Harz, einer Region, in der bis 1990 hunderte Jahre lang Bergbau betrieben wird, haben Forscher der Bergakademie Freiberg und der Deutsche Lithium GmbH eine riesige Lithium-Lagerstätte nahe der alten Bergarbeiterstadt Altenberg entdeckt. Der Gehalt reiche für die Herstellung von 20 Millionen Fahrzeugbatterien, sagt Armin Mülller, Geschäftsführer des Unternehmens, das den Abbau plant.

Im weltweiten Vergleich sind die Produktionskapazitäten für Lithium in Deutschland zwar nicht sonderlich groß. Doch die Gewinnung im eigenen Land würde die Abhängigkeit von Importen aus Ländern, in denen Umweltstandards nicht eingehalten werden, deutlich verringern.

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