Bereits im Jahr 2013 hat der Weltklimarat IPCC den ersten Band des letzten Weltklimaberichts veröffentlicht. Und schon damals war für die mehr als 200 Leitautoren klar, dass Wetterextreme zunehmen werden, die Gletscherschmelze fortschreiten wird und auch der Anstieg der Meeresspiegel kaum mehr abzuwenden ist. Viel ist in Sachen Klimaschutz seitdem nicht passiert. Der heute vom IPCC veröffentlichte Klimabericht sollte nach einer Lektüre erneut zu der Erkenntnis führen, wie dringend die Problematik ist. An einer Reduktion der Netto-CO2-Emissionen auf Null führt laut IPCC kein Weg mehr vorbei.


Erderwärmung
Foto: Global Warming. The Earth became the newest Waterworld., Andrea Della Adriano, Flickr, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode

Erderwärmung: Wir sind bei 1,1 Grad

Bei der aktuellen Veröffentlichung handelt es sich um den ersten Band des sechsten Sachstandberichts (AR6) des IPCC. Die in ihm zusammengefassten Daten beleuchten wie auch der erste Band des letzten Berichts vor acht Jahren den Ist-Zustand des Erdklimas, gefolgt von präzisierten Diagnosen zum Klimaverlauf in der Zukunft. Auffallend ist, dass vieles, was im letzten Bericht noch als Prognose für die Zukunft galt, heute tatsächlich der Realität entspricht – und das, obwohl 2013 noch Zeit gewesen wäre, zumindest in gewissem Maße in die Entwicklung einzugreifen.

Der Bericht bestätigt, dass die globale Erwärmung im Vergleich zu präindustriellen Temperaturen bereits bei 1,1 Grad liegt. Im Falle der Landflächen liegt die Erwärmung bereits bei 1,6 Grad. Die Meere reagieren mit 0,99 Grad mit einer gewissen Verzögerung. Der IPCC-Bericht bezeichnet die jüngsten Veränderungen im Klimasystem als historisch beispiellos. Es sei bereits 125.000 Jahre her, dass es auf der Erde so warm war wie heute – und die aktuellen CO2-Werte in der Atmosphäre stellen bezogen auf die letzten zwei Millionen Jahre Erdgeschichte einen Rekord dar. Dabei sei vor allem das Tempo der stattfindenden Veränderungen beispiellos: „Die globale Oberflächentemperatur hat sich seit den 1970er Jahren schneller erhöht als in jeder anderen 50-Jahres-Periode der letzten 2.000 Jahre„, heißt es in dem Bericht.


IPCC bestätigt anthropogene Einflüsse

Die Experten des IPCC bestätigen auch, was in der Wissenschaft schon länger überwältigender Konsens ist: Allein durch natürliche Schwankungen können die Veränderungen des Erdklimas nicht erklärt werden. Die natürliche Variabilität habe einen Anteil von 0,2 Grad an der Veränderungen, den Rest schreibt der Weltklimarat den anthropologischen Einflüssen zu, also konkret den Einflüssen, die durch Menschen verursacht werden.

Die menschengemachten Treibhausgasemissionen sind laut IPCC mit hoher Wahrscheinlichkeit Treiber der Erwärmung und des Eisrückgangs in der Arktis sowie für die Veränderungen der Sturmbahnen in den mittleren Breiten. Nahezu sicher sind sich die Autoren bezüglich des menschlichen Einflusses auf die Erwärmung und Versauerung der Ozeane.

Jede 1.000 Gigatonnen CO2 der kumulativen CO2-Emissionen verursachen einen Anstieg der globalen Oberflächentemperaturen um 0,27 bis 0,63 Grad, im Mittel von 0,45 Grad„, heißt es in dem Klimabericht.

Zunahme von Wetterextremen

Schon in der Beschreibung des Ist-Zustandes machen die Autoren klar, dass es weltweit zu einer Zunahme von Wetterextremen kam und dass auch hier der Grund wahrscheinlich in den anthropogenen Einflüssen zu finden ist. „Seit dem Fünften Sachstandsbericht (AR5) gibt es stärkere Belege für beobachtete Veränderungen von Extremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und tropischen Wirbelstürmen sowie insbesondere für deren Zuordnung zum Einfluss des Menschen„, so die Autoren.

Sowohl Hitzeextreme als auch Starkregen-Ereingnisse haben seit den 1950er Jahren deutlich zugenommen. Gleiches gilt für die Kombination mehrerer Wetterextreme wie etwa Hitze und Dürre.

Mit jedem zusätzlichen Quäntchen der globalen Erwärmung werden auch die Veränderungen in den Wetterextremen größer. „Jedes halbe Grad mehr bewirkt eine spürbare Zunahme in der Häufigkeit und Intensität der Hitzewellen, des Starkregens sowie der Dürren in einigen Regionen„, heißt es in dem Bericht.

Düstere Prognose

Die Prognosen des sechsten Weltklimaberichts zeichnen ein drastisches Bild: Unabhängig davon, wie sehr wir uns in den nächsten Jahren in Sachen Klimaschutz bemühen, wird die globale Durchschnittstemperatur bis 2040 um 1,5 Grad gestiegen sein. Dies gilt als einen Grad an Erwärmung, bis zu dem die Klimafolgen noch beherrschbar bleiben würden. Bei gemäßigtem Klimaschutz würde auch der Wert von 2 Grad Erwärmung im Laufe dieses Jahrhunderts noch erreicht werden. Wenn wir nicht kurzfristig aktiv werden und die CO2-Emissionen deutlich senken, könnte dieser Wert bereits 2050 erreicht werden.

Wenn es keine unmittelbaren, schnellen und großskaligen Reduktionen der Treibhausgas-Emissionen gibt, wird eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 oder zwei Grad unerreichbar sein„, schreiben die Autoren. Wenn das Ziel von maximal 1,5 Grad Erwärmung eingehalten werden sollen, dürfte die Menschheit insgesamt nur noch 300 Gigatonnen CO2 freisetzen. Im Falle des 2-Grad-Ziels wären es noch 900 Gigatonnen.

Die Forscher bezeichnen ihren Bericht als Realitätscheck. Das Verständnis der aktuellen Situation sei elementar wichtig, um zu erkennen, was getan werden muss, um den Klimawandel so effektiv wie möglich zu begrenzen.

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