Es klingt erst einmal nach einem wichtigen Durchbruch: In Island hat die weltweit größte Anlage zur dauerhaften CO2-Speicherung den Betrieb aufgenommen. Die Idee dahinter erscheint vielversprechend. So soll die Anlage CO2 aus der Luft filtern und dauerhaft unter die Erde bringen. Theoretisch können dadurch sogar sogenannte negative Emissionen realisiert werden. Es wäre also sogar denkbar, mehr CO2 aus der Atmosphäre zu filtern als emittiert wird. Doch noch ist man von diesem Ziel weit entfernt. Denn die jetzt in Betrieb genommene Anlage namens Orca hat den Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge zwischen zehn und fünfzehn Millionen Euro gekostet. Dafür werden jährlich 4.000 Tonnen CO2 aus der Luft gefiltert und dauerhaft gespeichert. Dies entspricht in etwa den jährlichen Emissionen von 250 US-Haushalten. Bisher ist die Technologie also noch recht weit davon entfernt, auch nur annähernd kostendeckend zu arbeiten.


Bild: Climeworks

Das Gas versteinert tief in der isländischen Erde

Denn hinzu kommen ja auch noch die laufenden Kosten. Tatsächlich musste die hinter dem Projekt stehende Firma Climeworks ihre Zielvorgaben schon deutlich korrigieren. So sollten ursprünglich schon im Jahr 2025 rund ein Prozent der globalen Emissionen eingefangen und gespeichert werden. Dies wären rund 300 Millionen Tonnen. Inzwischen spricht das Unternehmen allerdings lediglich noch von 500.000 Tonnen – und hat die Zeitleiste bis zum Ende des Jahrzehnts verlängert. Island eignet sich dabei grundsätzlich extrem gut für die unterirdische CO2-Speicherung. Denn rund 1.000 Meter unter der Erde befindet sich dort poröses Gestein, das unter anderem Magnesium, Eisen und Kalzium enthält. Der Trick: Kommt das CO2 mit diesem Gestein in Berührung, entstehen sogenannte Karbonate. Oder anders ausgedrückt: Das Gas versteinert und kann so theoretisch bis in alle Ewigkeit gespeichert werden, ohne dass weitere Maßnahmen erforderlich sind.

Noch sind die Kosten schlicht zu hoch

Als Maßstab für den wirtschaftlichen Betrieb einer solchen Anlage gilt der von den jeweiligen Regierungen festgelegte CO2-Preis. Denn nur wenn die Kosten für die Speicherung niedriger liegen als die ansonsten fällige Strafzahlung, ist sie für die Industrie wirtschaftlich interessant. Climeworks strebt an, die Kosten pro gespeicherter Tonne CO2 bis zum Ende des Jahrzehnts auf 200 bis 300 Dollar pro Tonne zu senken. Auch dies dürfte aber beispielsweise noch über dem in Deutschland geltenden CO2-Preis liegen. Erst Ende der 2030er Jahre sollen die Kosten dann auf 100 bis 200 Dollar sinken. Damit wäre dann eine Schwelle erreicht, die die CO2-Speicherung auch wirtschaftlich attraktiv machen würde. Die Frage ist allerdings, ob die Menschheit bis dahin warten kann. Die Anlage in Island soll nun zumindest wichtige Erkenntnisse liefern, um die Technologie hinter der CO2-Speicherung weiter zu verbessern und die Kosten zu senken.


Via: Bloomberg

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