Aktuell leidet Europa unter ungewöhnlich hohen Gaspreisen. Wer dafür verantwortlich ist, lässt sich nicht immer so leicht sagen. So ist immer wieder der Vorwurf zu hören, Russland liefere weniger Erdgas als möglich wäre. Auf der anderen Seite hält das Land aber in der Regel zumindest alle vertraglich vereinbarten Liefermengen ein. Zukünftig könnte sich die Lage zudem weiter zuspitzen. Schuld daran ist der – nicht zuletzt durch fossile Brennstoffe verursachte – Klimawandel. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine Überblicksstudie der Universität von Oulu in Finnland. Demnach sorgen die tauenden Permafrostböden im Norden Russlands für eine Vielzahl an Problemen. Bekannt ist etwa schon länger, dass dadurch gespeicherte Klimaemissionen entweichen. Im schlimmsten Fall wird so durch die tauenden Böden der Klimawandel befeuert – was dann wiederum zu noch stärker tauenden Böden führt. Gleichzeitig sorgen die schwindenden Permafrostböden aber auch für Schäden an der vorhandenen Infrastruktur.


Bild: Contains modified Copernicus Sentinel data 2018, CC BY-SA 3.0 IGO <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/igo/deed.en>, via Wikimedia Commons

Der Erhalt der vorhandenen Infrastruktur wird immer teurer

Denn wenn das Eis dem Boden keinen Halt mehr gibt, steigt die Wahrscheinlichkeit von Absenkungen und Erdrutschen. Schon in der Vergangenheit war es eine Herausforderung, in der Kälte Nordrusslands Straßen, Häuser, Landebahnen und Pipelines zu errichten. Zukünftig dürfte sich die Sache noch schwieriger gestalten. Dies wiederum könnte irgendwann auch in Deutschland zu spüren sein. Denn wenn die für die Gasförderung benötigte Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen wird, könnte die Versorgung hierzulande ins Stocken geraten. Die Forscher haben zudem berechnet, dass alleine in Russland in den nächsten dreißig Jahren rund sieben Milliarden US-Dollar aufgebracht werden müssen, um das bestehende Straßennetz zu erhalten. Weitere Ausgaben werden nötig sein, um etwa beschädigte Häuser zu reparieren. Diese zusätzlichen Kosten dürften sich früher oder später auch im Gaspreis niederschlagen. Immerhin beschreiben die Autoren auch verschiedene bauliche Ansätze, bei denen weniger Schäden zu erwarten sind.

Im vermeintlich ewigen Eis lauern noch andere Gefahren

Dabei geht es zumeist darum entweder Wärme aus den Böden abzuführen oder die Wärmeaufnahme gleich von Anfang an zu minimieren. Alle präsentierten Ideen haben aber einen Nachteil: Sie kosten deutlich mehr als die bisher verwendeten Bauverfahren. Auch hier ist also mit steigenden Ausgaben zu rechnen. Betroffen von den tauenden Permafrostböden ist allerdings nicht nur Russland, sondern etwa auch Kanada, Grönland, Alaska und Tibet. Überall dort droht zudem noch eine weitere Gefahr. Denn die tauenden Permafrostböden geben auch Dinge frei, die besser für immer im ewigen Eis geblieben wären. So haben Untersuchungen gezeigt, dass die Böden teilweise mit giftigen oder sogar radioaktiven Abfällen verseucht sind. Diese Schadstoffe werden freigesetzt, wenn die schützenden Eisschichten verschwinden. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass dadurch auch uralte Bakterien freigesetzt werden können, die teilweise gefährliche Antibiotikaresistenzen aufweisen.


Via: Der Spiegel

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