Badegäste dürfte es eigentlich freuen: Das Wasser in Nord- und Ostsee ist in den letzten Jahrzehnten deutlich wärmer geworden. Dies bestätigte nun die Bundesregierung auf Nachfrage der Grünen. Konkret ist demnach die mittlere Oberflächentemperatur der Nordsee seit 1969 im Schnitt um 1,3 Grade Celsius pro Jahrzehnt gestiegen. In der Ostsee liegt der entsprechende Wert etwas niedriger. Aber auch hier ist ein signifikanter Anstieg zu beobachten. Besonders besorgniserregend: Der Temperaturanstieg beschränkt sich keineswegs auf das Wasser an der Oberfläche. So wurden auch in Tiefen von zwanzig oder mehr Metern noch deutlich höhere Temperaturen als in der Vergangenheit gemessen. Allerdings fiel der Anstieg auch nicht überall gleich stark aus. Vielmehr gibt es lokale Unterschiede in Sachen Wassertemperatur.


Bild: Dirk Ingo Franke / CC BY-SA 2.0 DE (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)

Kabeljau und Hering weichen in kältere Gewässer aus

Besonders betroffen sind demnach Gebiete mit flachem Wasser – etwa die „Oder Bank“ in der Ostsee. Schon jetzt lässt sich zudem sagen, dass diese Entwicklung nicht ohne Auswirkungen auf das lokale Ökosystem bleibt. So wurde bereits vor einiger Zeit beobachtet, dass Hering und Kabeljau immer öfter in deutlich kältere Gewässer in der Nähe der Arktis ausweichen. Dies bringt zum einen das lokale Öko-Gleichgewicht durcheinander, weil dadurch Teile der Nahrungskette wegbrechen. Gleichzeitig ist dies aber auch aus ökonomischer Sicht problematisch. Denn die Küstenfischerei ist dadurch in ihrer Existenz bedroht. Auf lokaler Ebene kann das Problem nicht gelöst werden. Vielmehr müssen die Fischer darauf hoffen, dass die globalen Anstrengungen in Sachen Klimaschutz erfolgreich sein werden. Auch dann würden sich die Auswirkungen aber wohl erst in einigen Jahren zeigen.

Vibrionen-Infektionen nehmen immer stärker zu

Problematisch ist der Anstieg der Wassertemperatur aber noch aus einem anderen Grund. Denn dadurch fühlen sich dort auch Bakterien und andere Krankheitserreger deutlich wohler und breiten sich noch stärker aus als ohnehin schon. Experten gehen daher davon aus, dass auch in diesem Jahr die Zahl der Vibrionen-Infektionen wieder einen Rekordstand erreichen wird. Dabei handelt es sich um Bakterien, die für Menschen mit ohnehin geschwächtem Immunsystem oder bestimmten Vorerkrankungen gefährlich werden können. Die Vibrionen leben normalerweise im Meeresboden. Übersteigt die Wassertemperatur allerdings zwanzig Grad Celsius, beginnen sie, sich im Meer auszubreiten. In den letzten Jahren hat die Zahl der entsprechenden medizinischen Komplikationen kontinuierlich zugenommen. Es spricht wenig dafür, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren umkehren könnte.


Via: Der Spiegel

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