Sitzungen der verschiedenen Komitees der Europäischen Chemikalienbehörde ECHA sind in der Regel nur etwas für Fachleute. Zuletzt allerdings entbrannte dort ein nicht uninteressanter Streit. Konkret ging es um die Einordnung von Chemikalien in die Kategorie 1A der Chemikalienverordnung. Dies klingt zunächst einmal nach einem eher bürokratischen Akt. Tatsächlich bleibt die Einstufung zunächst auch ohne große Folgen. Später reicht dann allerdings der Antrag eines einzigen Mitgliedslandes um die Chemikalien zu „besonders besorgniserregenden Substanzen“ zu erklären. Dann werden bei der Verarbeitung deutlich höhere Sicherheitsstandards verlangt – was unweigerlich die Kosten in die Höhe treibt. Grundsätzlich strebt die Europäische Union zudem an, die als besonders besorgniserregend geltenden Substanzen früher oder später ganz verschwinden zu lassen. Wie schnell dies geschieht, hängt aber nicht zuletzt davon ab, ob es sinnvoll nutzbare Alternativen gibt.


Höhere Sicherheitsstandards sorgen für steigende Kosten

Grundsätzlich handelt es sich also um eine durchaus etablierte Vorgehensweise. Bei der letzten Sitzung des zuständigen Komitees standen allerdings auch drei Lithiumsalze zur Diskussion. Diese wiederum werden dringend für die Produktion von Batterien für Elektroautos benötigt. Schon heute ist der Akku das mit Abstand teuerste Bauteil eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs. Höhere Sicherheitsstandards bei der Verarbeitung der benötigten Chemikalien würden die Kosten zudem weitere in die Höhe treiben. Die Autobauer streben allerdings das exakte Gegenteil an: Sie wollen eigentlich die Kosten für die Batterien senken, um mit preiswerteren Modellen mehr potenzielle Kunden anzusprechen. Hinzu kommt eine weitere Problematik: Sollten die Lithiumsalze tatsächlich als besorgniserregend eingestuft werden, könnten Lithiumbatterien zukünftig kein Öko-Siegel mehr erhalten. Auch dies würde die Verkaufszahlen der Elektroautos wohl nicht gerade ankurbeln.


Die Diskussion ist noch nicht abgeschlossen

Einige Länder – darunter Polen, Bulgarien, Finnland und Slowenien – wollen die Einstufung in der Kategorie 1A daher verhindern. Dass die Diskussion schon an diesem Punkt entbrennt, ist kein Zufall. Denn wenn eine Chemikalie erst einmal auf der Liste steht, ist kaum noch auszuschließen, dass irgendwann ein Mitgliedland auch den nächsten Schritt beantragt. Deutschland hat den Vorschlag zur Aufnahme der Lithiumsalze dennoch ausdrücklich befürwortet. Tatsächlich sollten Überlegungen zu den Verkaufszahlen von Elektroautos bei der Entscheidung nur eine untergeordnete Rolle spielen. Wichtiger ist die Frage, wie gefährlich die Chemikalien in der Praxis wirklich sind. In diesem Punkt herrscht bisher aber keine Einigkeit – was zu den erwähnten lebhaften Debatten geführt hat. Aktuell wurde das Thema daher erst einmal vertagt. Schon in der nächsten Sitzung des zuständigen Komitees dürfte die Diskussion aber wieder aufflammen. Es bleibt abzuwarten, wer sich hier letztlich durchsetzen wird.

Via: Wiwo

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